Diener zweier Herren

Bislang waren die Dinge nicht in Deutschland, aber im deutschen Fußball klar geregelt. Wer einmal in der A-Nationalmannschaft für Deutschland gespielt hatte, durfte für kein anderes Land mehr auflaufen. Mezut Özil durfte also seinem Kameraden Erdogan keinen Dienst mehr erweisen, nachdem er nach dem Bruch mit dem Bundestrainer nicht mehr in der deutschen Nationalmannschaft spielen wollte.

Diese eindeutige Regelung hat die FIFA nun auf ihrem virtuellen Kongress in der letzten Woche quasi unbemerkt von der Öffentlichkeit aufgehoben. Der vielwendige und vielsprachige Präsaident Infantino hat eine Entscheidung gelobt, ehe sie überhaupt mit 193 gegen eine Stimme gefällt wurde. Was, nebenbei bemerkt, viel über Entscheidungs- und Diskussionskultur in der FIFA aussagt. Hauptsache, die Aufwandsentschädigungen stimmen selbst bei virtuellen Versammlungen. Die Tele-Verbindungen herzustellen ist ja auch ziemlich aufwendig.

In Zukunft also darf jemand mit drei Pässen Nationalspieler für drei Länder sein – je nachdem, welches Land mehr an Prämien bezahlt. So grau die Theorie. Die Praxis aber ist dank der Weisheit der Funktionäre eine andere.

Auslöser der Revolution war Marokko. Munir al Haddadi, heute 25, hat 2014 unter Trainer Del Bosque gegen Mazedonien (5:1) insgesamt 13 oder 16 Minuten für Spanien gespielt. Die Quellen sind da uneins. Danach wurde er nie mehr eingeladen.

Aber mit der Viertelstunde hatte er sich « fest gespielt » und durfte für sein eigentliches Heimatland nicht mehr auflaufen. Das tat weh, dem Spieler, dem Verband, den Fans. Präsident Faouzi Lekjaa hat zum Sturm geblasen. Insgesamt sind derzeit weltweit rund ein Dutzend Spieler, vor allem aus Afrika, betroffen.

Jetzt also wurde alles umgeschmissen, obgleich : Bis 1964 durfte jeder Spieler für Hinz und Kunz eingesetzt werden. Später war ein unmöglicher Wechsel der Nati an einen Einsatz in einem Wettbewerbsspiele gebunden ; Freundschaftsspiele zählten nicht.

Aber keine Sorge, Özil darf nicht mehr für de Türkei spielen. Die Funktionäre sind klüger als ihr Ruf. Dann aber auch wieder so klug, dass einer drei Semester Fußball und Jura studiert haben muss, um alles zu kapieren.

Also : Wer für eine zweite oder dritte Nationalmannschaft auflaufen will muss

1. höchstens drei Mal für seine Nationalmannschaft des ersten Landes gespielt haben.

2. jünger als 21 bei seiner dritten Berufung gewesen sein.

3. drei Jahre nicht berufen worden sein.

4. Weder an einer WM oder EM (entsprechend andere Kontinentalwettbewerbe) teilgenommen zu haben.

Abgesehen davon gibt es weitere Hürden. Fußball bleibt Fußball, aber Funktionäre und Advokaten werden sich über den Streit für Spielberechtigungen freuen. Spült er doch Geld in die Kassen und unterstreicht die Bedeutung der Funktion.

Ach ja, die Zeiten werden auch härter. Ein Spieler darf, wenn er unter zehn ist, fußballtechnisch gesehen, erst drei Jahre später die Nationalität des neuen Landes erwerben. Ist er zwischen 10 und 18, dauert es gar fünf Jahre. Sage niemand, die FIFA würde nicht energisch gegen den Sklavenhandel kämpfen.

 

Rainer Kalb

 

Zufallsbild

Keine Bilder!

Über uns

Gegründet wurden die LIPPEFOHLEN am Freitag, 11. Juli 2008 und sind seitdem unter der Fanclubnummer (BFC) 0853 bei Borussia Mönchengladbach registriert. Derzeit treffen sich 110 Mitglieder im Alter von 0-82 Jahren zu Stammtischen oder Fahrten in den Borussia Park.

Weiterhin werden regelmäßig Spiele im TV geschaut und einmal im Jahr findet das große Sommerfest / Saisonabschlussfest statt.

Mehr unter: Über uns

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.