Abzocke mit Tickets

Es war ein raues Spiel von Stuttgart gegen Dortmund am Wochenende, und so fiel kaum jemandem auch, als zu einem verabredeten Zeitpunkt Dutzende von roten Fresbee-Scheiben  Richtung Spielfeld flogen. Der um drei Ecken gedachte, aber friedliche Protest sollte auf ein neues Phänomen aufmerksam machen: Abzocke in der höchsten deutschen Fußball-Klasse.

Alle Jahre wieder geriert sich die Deutsche Fußball-Liga in ihren Rechenschaftsberichten damit, dass sie unter den fünf europäischen Top-Ligen die günstigsten und sozial verträglichsten Eintrittspreise habe. Doch die DFL muss aufpassen, dass diese Nachricht nicht zur halben Wahrheit verkommt.

Die Fans von Borussia Dortmund und Bayern München werden sowieso geschoren: Bei Gastspielen des noch amtierenden Meisters und des Rekordmeisters verlangen die Heimvereine meistens Topspiel-Zuschläge. 

In Mönchengladbach machte das beim Gastspiel der Bayern 20 Euro pro Ticket aus – egal ob in der peiswerten Fankurve oder für einen VIP-Platz. Spülte der Borussia mal eben eine Million mehr in die Kasse – sorgte bei den prozentual unterschiedlich gebeutelten Fans (Nordkurve: 47,50 Euro statt 27,50 Euro) aber für Unmut.

Am perfidesten geriert sich aber eine Inernetbörse, die sich unter dem Deckmäntelchen, den Schwarzmarkt zu bekämpfen, mit Vereinen zusammen tut und Ticketinhabern erlaubt, bis zum Doppelten des Normalpreises für eine Eintrittskarte zu verlangen. Dazu kommen zehn Prozent vom Verkäufer, 15 Prozent vom Käufer, Mehrwertsteuer, Versandgebühren...

Wer das Champions League-Viertelfinale zwischen Dortmund und Malaga sehen will, muss 143,73 Euro hinblättern; die Karte dürfte ursprünglich um die 60 Euro gekostet haben. Hauptttribüne Mitte wird für 4023 Euro angeboten, wobei der Internet-Händler allein 510,78 Euro plus 97,05 Mehrwersteuer vom Käufer nimmt. Das zum Freundschaftsspiel mutierte Treffen Dortmund – Bayern – natürlich offiziell ausgebucht – ist auf der Gegengeraden unter dem Dach für 1061,45 Euro zu haben (alle Angebote Ostermontag).

Viagogo, in über 20 Ländern aktiv,  behauptet, nur zwischen Verkäufer und Käufer zu vermitteln. Stellt sich die Frage, weshalb sich die Firma dann vom VfB Stuttgart ein eigenes Kartenkontingent zusichern lässt. 

Diese Tickets entziehen die Schwaben dem freien Verkauf und bessern so ihre Einnahmen aus dem Ticketverkauf auf. Auch andere Klubs sind wahrscheinlich an den Prozenten des Internet-Händlers beteiligt; der Spiegel vermutet bis zu 1,2 Millionen Euro pro Saison. Bayern München, das der Firma einen Weiterverkauf nur zum Nominalpreis erlaubt, will den Vertrag nicht mehr verlängern. Mit dem Hamburger SV hängt Viagogo vor Gericht.

Am weitesten gehen die Schalker Anhänger. Die wollen unter dem Stichwort ViaNogo eine Außerordentliche Mitgliederversammlung erzwingen, die es dem Vorstand verbieten soll, einen Vertrag mit dem Tickethändler abzuschließen. Die Schalker Fans rechnen vor, dass der Preis für ein Nordkurven-Ticket von 15,50 Euro auf 46,48 Euro steigt. 

Sie befürchten, dass Geschäftemacher Mitglieder werden, an Tageskarten für Nicht-Mitglieder überhaupt nicht mehr zu denken ist und wettern auf ihrer Internetseite „gegen die Legalisierung des Schwarzmarktes“, „kämpfen gegen Ungerechtigkeit und Betrug“ und versprechen „Wir waren und bleiben ein Arbeiterverein“.

Und die Deutsche Fußball Liga? Hält sich bedeckt. Der neue Geschäftsführer Andreas Rettig gibt sich hilflos. Als Geschäftsführer des FC Augsburg hatte er noch eine Zusammenarbeit mit dem Internet-Portal abgelehnt; sein Nachfolger macht freudig Geschäfte damit.

 

Rainer Kalb

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