Gute Nacht!

Endlich konnten die Trainer der 1. und 2. Bundesliga von Dienstag auf Mittwoch erstmals seit Mitte Mai wieder eine Nacht ungestört durchschlafen. Es drohte kein mitternächtliches Telefonat mehr.

Kein Anruf, dass dieser oder jener Spieler den Verein leider verlassen müsse. Kein Anruf, dass der Trainer die Vorbereitung und das taktische System ändern müsse, weil dieser oder jener teuer eingekaufte Neuzugang unbedingt dem Publikum präsentiert zu werden hat. Kein Anruf, dass der Trainer wegen Misserfolgs in den ersten drei Spielen, deren Beginn die Liga leider zu früh angesetzt habe, gefeuert sei. (Bruno Labbadia und Peter Pacult, Franco Foda, Alexander Schmidt in der 2. Liga).

Nein, seit Montag um Mitternacht ist das Sommertheater um die Transfers vorbei. Jetzt dürfen die Trainer, wie Freiburgs Christian Streich das wünscht, eine Mannschaft aufbauen. Nicht gleich zwei Jahre lang, aber drei Monate bis Anfang Dezember. Dann geht das Geschachere bis 31. Januar wieder los. Es heißt dann „Winter-Transferfenster“.

Fenster – welch irreführender, perverser Begriff. Manch Trainer und vor allem Fan möchte am liebsten die Rolladen herunterlassen. Möchte sich die Spieler einprägen können, die in den Saisonheften zum Bundesligastart als „Mannschaft“ präsentiert werden. Aber dann...

In den letzten Tagen glich der Transfermarkt nur noch einem Verschiebebahnhof von Stückvieh, von dem selbst ein deutscher Nationalspieler wie Özil betroffen wird. Erst dem Sport Informations Dienst bei einer adidas-Werbetournee durch Spaniens Hauptstadt treuherzig erklären, er bleibe bei Real, dann aber einknicken oder geknickt werden – es bleibt so oder so widerlich. Lügenbarone.

Die Dortmunder Spieler machen sich schon gar nicht mehr die Mühe, den Namen von  Mkhitaryan aussprachetechnisch zu erlernen; sie nennen ihn „Mikki“. Ehe sie den Namen gelernt hätten, ist der eh schon wieder weg. Wobei: Dortmunds große Leistung besteht nicht darin, die Götze-Millionen vom Bayern-Festkonto ausgegeben, sondern detektivisch aufgespürt zu haben, wem denn „Mikki“ nun gehört. Drei Vereine plus Berater sollen Ansprüche gestellt haben.

Schalke fragt sich erst gar nicht, weshalb „Prince“ Boateng für die vergleichsweise lächerliche Summe von 12 Millionen von Mailand abgeschoben wird. Sie brechen nur ihr Versprechen, mit den Millionen aus der Champions League die Schulden abzubauen.

Es war der 1. FC Köln – bei dem sich angesichts des Kaufes von Patrick Helmes der Verdacht aufdrängt, irgendwo eine Gelddruckmaschine gebunkert zu haben – der 1976 als erster deutscher Verein eine Million Mark (!) für einen Transfer auf den Tisch blätterte (Roger van Gool).

Jetzt sind es also 100 Millionen Euro, die Real Madrid für Gareth Bale opfert. Ein Verein, der bis über beide Ohren verschuldet ist und seine Steuern nur zögerlich bezahlt. Am Ende müssen die EU und damit auch Deutschlands Steuerzahler für den Größenwahn gerade stehen.  Davon, dass französische Vereine Katar (Paris SG) und Russland (AS Monaco) gehören und die Landesmeisterschaft verfälschen, einmal ganz zu schweigen. Und dass der FC Barcelona, der stets stolz auf seine werbefreie Brust oder das Sozialengagement für Unicef war, jetzt 30 Millionen von Katar für die Trikotwerbung kassiert, lässt Uli Hoeneß wie einen Lehrling im Management dastehen.

Michel Platini wird als UEFA-Präsident von seiner Idee des Financial Fair Play in diesen Tagen als idealistischer Träumer überrollt. Von der FIFA, die „Transparenz“ schwört und Korruptionsaufdeckung in den eigenen Reihen torpediert, ist sowieso nichts zu erwarten.  Die Manager und Präsidenten mögen in den kommenden Wochen nachts noch Gewissensbisse und Albträume haben. Nur dem Fußball als Spiel und den hilflosen Trainern ist eine Gute Nacht zu wünschen.

 

Rainer Kalb

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