Die Macht des Fußballs

Franz Beckenbauer ist eine allgemein sehr geschätzte Person. Als Fußballer mit seiner Übersicht und seiner Neu-Interpretation des Libero. Als Teamchef wegen seiner Prägnanz: „Geht’s raus und spielt’s.“ Als Diplomat dafür, wie er die WM 2006 nach Deutschland geholt hat. Als geschäftstüchtig.

Jetzt aber ist Beckenbauer dabei, wiederholt dummes und gefährliches Zeug zu verbreiten. Selbst ein Mann, der sich im Interesse Deutschlands vor Diktatoren verbiegen und vor korrupten Machthabern verneigen musste, sollte sich hüten, zu erzählen, er habe in Katar noch keine Sklaven in Ketten gesehen und auch keine Käppis als Unterscheidungsmaßnahme. Das erinnert fatal an den Judenstern. Manchmal sollte der Kaiser auch die  seinige Zunge hüten. Dass er für die WM 2018 für den Gaslieferanten Russland den WM-Botschafter gibt, reicht.

Da befindet er sich mit Ex-Kanzler Schröder ja auch in guter Gesellschaft - Große Koalition.

Joseph S. Blatter, der Zyniker unter den funktionalen Balljongleuren, hat die Dreistigkeit noch weiter getrieben. Er hat die Welt eingeladen, sich VOR der WM schon nach Katar zu begeben, um die „Wahrheit“ festzustellen. Als wenn Amnesty International, der Internationaler Gewerkschaftsbund und in Europa drittklassige Fußballer mit ihren Hilferufen nicht schon genügend Wahrheit herstellen könnten, indem sie schlicht und einfach die Realität abbilden!

Glattaal Blatter, der neben dem ‚Ding‘ auch immer das ‚Dong‘ hören will, bestritt erst einmal jegliche Verantwortung der FIFA für die Umstände, unter denen in Katar Stadien gebaut werden. Ihm wäre es am liebsten, die FIFA fällt 2022 wie ein Heuschreckenschwarm in die Wüste ein, kassiert das Geld ab und macht sich wieder aus dem Staub. Nur DFB-Präsident Wolfgang Niersbach fand kritische Töne gegenüber dem Gastgeber der WM 22. Erst wurde der von staatlichen Stellen deswegen attackiert, dann eingeladen, um die „Wahrheit“ kennen zu lernen. Noch einer, der umgedreht werden soll; aber das wird Niersbach erfahrungsgemäß nicht mit sich machen lassen.

Ironischerweise hat die Macht des Fußballs aber auch ihre guten Seiten, denen sich selbst Blatter nicht entziehen kann. Im Iran regte er an, auch Frauen den Besuch eines Fußballspiels zu gestatten. Feigenblattpolitik. Aber die Machthaber in Katar kündigen eine Prüfung der unmenschlichen Ausreisegesetze und der unwürdigen, zu oft tödlichen Arbeitsbedingungen an. Ohne den Fußball hätte die Welt das Schicksal des Millionenheeres von entrechteten Arbeitssklaven („Gastarbeitern“  in Beckenbauers Wortwahl) in Katar weiter ignoriert.

Erst durch den Fußball wird Katar an den Pranger gestellt. Erst die weltweite Empörung, die der Fußball auslöst, ändert vielleicht etwas an den Mechanismen. Und dann hätte im Milliardengeschäft der Sponsoren, Wettbetrügern,  Manipulatoren und Medien vielleicht doch noch ganz einfach das Spiel gesiegt. Die Macht des Fußballs.

 

Rainer Kalb

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