1982 (1)

Deutschland hat seit 2008 kein Länderspiel zum Auftakt in den gregorianischen Kalender (Bundesliga von Februar bis Oktober)  mehr gewonnen. Deutschland hat  in sechs Länderspielen  seit August 1987 gegen Frankreich nicht mehr gewonnen. Der „Erzfeind“, er hat Revanche genommen.

Revanche für 1982. Wer weiß das noch? In Frankreich jeder. Da hat sich das tief in das Gedächtnis eingegraben. Unverzeihlich, ebenso,  wie zu Beginn des 2. Weltkrieges Deutschland unter der Umgehung der Maginot-Linie, des französischen Abwehrwalls, über das neutrale Holland und Belgien in Frankreichs Rücken eingefallen ist.

Die Franzosen haben im Fußball immer wieder das Bild des hässlichen Deutschen hervorgekramt, nachdem der damalige Nationaltorhüter und heutige Vizepräsident des 1. FC Köln, Toni Schumacher in dem Halbfinale in Sevilla den anstürmenden Verteidiger Patrick Battiston umgerammt hatte.

Die Rambo-Aktion an sich war vielleicht nicht einmal fatal, obgleich – heute würde es Rot dafür geben. Aber der niederländische Schiedsrichter Corver hatte nichts gesehen, er verfolgte den Lauf des Balles. Schumacher versichert immer noch, er habe sich abgedreht, um dem heranstürmenden Battiston bei seinem Abwehrsprung nicht frontal zu begegnen. Das ist glaubhaft, wenngleich der Ellbogen von Schumacher beim Abdrehen den Franzosen bewusstlos schlug.

Schlimmer aber war die Reaktion von Schumacher danach. Da gab es kein Bedauern für den bewusstlosen Battiston – nur den zynischen Satz: „Wenn es sein muss, bezahle ich ihm die Jacket-Kronen.“

Battiston wurde vom Feld getragen; Kapitän Platini, heute UEFA-Präsident, hielt ihm hilflos die Hand. Später kam es zu einem „Versöhnungsgespräch“, aber das war mehr mediale Show als Aufrichtigkeit.

Nach dem Foul führte Frankreich mit 3:1, aber dank des eigentlich verletzten Rummenigge und Klaus Fischer kam es noch zu einem 3:3. Die Dolchstoßlegende zählt also nicht. Wenngleich: Hätte es 1982 das Golden Goal gegeben, welches 1996 Deutschland dank Bierhoff zur Europameisterschaft verhalf, hätte Frankreich das Endspiel besritten – und wäre vielleicht ein würdigerer Gegner gewesen als jene, die 1:2 gegen Algerien verloren hatten und mit ener unausgesprochenen Absprache Österreich 1:0 besiegten, womit beide europäischen Teams auf Kosten der Nordafrikaner in die K.o.-Runden einzogen. Lothar Matthäus erinnert sich: „Es war eines meiner ersten Länderspiele, und ich wollte Gas geben. Dann hat mich Paul Breitner zurückgepfiffen. Ich glaube, er hat die Worte gebraucht ‚Merkst Du nicht, was hier läuft‘?

Kein Doping, kein Wettskandal, nur das Spiel. Algerien, Österreich, Frankreich: Es war die Minimalisten-Mannschaft, die sich zum rechten Zeitpunkt aufbäumen konnte, aber dann das Finale gegen Italien sang- und klanglos 1:3 verlor.

Der französische Verband hat die Größe besessen, unter dem Zeichen des 50. Jahrestages des deutsch-französischen Freundschaftsvertrages, der von Charles de Gaulles und Konrad Adenauer unterzeichnet wurde, auch die Spieler von 1982 zur Versöhnung zum Länderspiel nach Paris einzuladen. Schumacher wird kommen, Battiston und Platini haben abgesagt. Es nagt. Immer noch. Versöhnung dauert lange. Auch im Fußball.

    

Rainer Kalb

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