Hut ab vor Don Jupp

1000 Spiele in der Bundesliga, dazu 302 in Spanien. Jupp Heynckes ist Deutschlands erfolgreichster Profi als Spieler und Trainer. Und doch lagen bei niemandem Triumph und Niederlage so dicht beieinander.

Seinen historischen Fehler, den Wechsel von Borussia Mönchengladbach zu Hannover 96 (1967 – 1970) konnte er noch korrigieren und wurde mit 220 Toren in 369 Bundesligaspielen drittbester Torschütze aller Zeiten hinter Gerd Müller (365) und Klaus Fischer (268). Aber als Trainer liegen Triumph und Tragödie bei ihm dicht zusammen.

In Spanien nannten  sie ihn Don Jupp. Trotzdem erlebte er bei Real Madrid 1998 die feige Verbeugung vor einem, der die Champions League gewonnen hatte und dennoch gehen musste. Und beim angeblich sozialsten Verein auf der Welt, beim FC Bayern München, passiert ihm jetzt ein Gleiches.  Auf dem Höhepunkt des Erfolges wird ihm gesagt, „wir brauchen Dich nicht mehr“. Dreckiger können Rummenigge, Hoeneß und Co. mit einem bescheidenen Menschen nicht umgehen.

Schon 1991 hatten sie ihn in München gefeuert, was Hoeneß lange Zeit als seinen „größten Irrtum“ bezeichnet hat. Natürlich muss ein Verein Guardiola nehmen, wenn er ihn bekommen kann, aus fachlichen und aus Altersgründen. Aber Heynckes hätte es verdient gehabt, dass ihm reiner Wein eingeschenkt wird – und nicht das Affentheater aufgeführt, „Wir reden im März miteinander“.

Bleibt für den Verein nur zu hoffen, dass Guardiola  nicht zu einem Lerby, Rehhagel, Magath oder Klinsmnn wird. Lediglich Heynckes und Hitzfeld  haben den Spagat geschafft, über Jahre erfolgreich und schön spielen  zu lassen. Lattek und Csernai waren erfolgreich. Aber nicht schön.

Es ist interessant, dass Heynckes immer dann seine besten Interviews gab, wenn er arbeitslos war.  Stand er in der Verantwortung, konnte er mit Kritik nicht umgehen und wurde immer rot im Gesicht  aus unterdrückter Wut. Das brachte ihm den Spitznamen „Osram“ nach einem Glühlampenhersteller ein. Die Autorenschaft beanspruchen seine Ex-Spieler Wolfram Wuttke und Rudi Gores für sich.

Mich jedenfalls hat er nach einer  Niederlage als Trainer und einer harschen Kritik in der Lokalausgabe der Rheinischen Post mal angepfiffen: „Sie haben doch keine Ahnung vom Fußball.“ Da musste ich als Jungreporter schon meinen ganzen Mut zusammen nehmen, um zurück zu giften: „Stimmt. Wenn ich Ahnung vom Fußball hätte, wäre ich Trainer geworden und nicht Journalist. Dann würde ich besser bezahlt.“ Inzwischen ist er, wahrscheinlich auch durch die lange Krankheit seiner Frau Iris und seine eigene Krankheitsgeschichte mit einem Bein, altersmilde und weise geworden. Wie er das Starensemble des Rekordmeisters derzeit bei Laune hält – ich würde den Hut davor ziehen, würde ich einen tragen.

Die Meisterschaft ist den Bayern nicht mehr zu nehmen. Den Pokal gewinnen sie, wenn sie Dortmund am Mittwoch im vorweggenommenen Finale schlagen. Die Champions League ist nach der Niederlage von Barcelona in Mailand zu einer echten Option geworden. Es wird spannend sein, zu sehen, ob Jungspunde von heute sich aus Respekt vor einem 67-jährigen noch einmal so reinhauen, dass diesem  ein  triumphaler Abgang beschert wird.  Und dann wird es für den Nachfolger schwer. Der könnte nur noch eine Kopie sein – kein Original mehr.

 

Rainer Kalb

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