Gähnende Langeweile

Am kommenden Montag ist es wieder so weit. In Zürich bricht wie alljährlich im Januar die gähnende Langeweile aus. Im Kongresshaus der vermeintlichen Hauptstadt der Schweiz (die Regierung sitzt in Bern, die FIFA in Zürich, die UEFA in Nyon und das IOC in Lausanne)  wird der Weltfußballer des Jahre gekürt. Dürfte der Sieger Messi oder Ronaldo heißen.

Nur eine Frage ist spannend: Wer wird an den ewigen Schönling Ronaldo oder den Steuerbetrüger Messi die Trophäe verleihen? Sepp Blatter darf ja zu nur seinem großen Bedauern keine FIFA-Aktivität mehr ausüben; Ronaldo und Messi aber können goldene Bälle über sich regnen lassen.

Wird es der Interims-Präsident Issa Hayatou aus Kamerun sein? Dann hätte endlich einmal ein Afrikaner den Goldenen Ball, der früher Europas Fußballer vorbehalten war, an den Preisträger überreicht. Oder ist es doch der Ineterims-Generalsekretär Markus Kattner? Dann wäre doch noch ein Deutscher irgendwie an der Preisverleihung beteiligt, nachdem der eigentliche Generalsekretär, Jerome Valcke, auch in Schimpf und Schande vom Hof gejagt worden war. Jedenfalls Interim. Die Funktionäre gehen, die Fußballer aber bleiben ewig.

Es ist sowieso ein eigen Ding mit diesem „Goldenen Ball“. Erfunden wurde er von dem französischen Gegenstück zum „kicker-sportmagazin“, France Football. Mit der Gründung der UEFA 1954 und der Einführung des Europapokals der Landesmeister wuchs auch der Wunsch, den „Besten“ zu küren. Ausschlaggebend sollten Leistung im Kalenderjahr, Lebensleistung und sportliches Verhalten sein.

Der erste Titelträger war1956 der Engländer Stanley Matthews (damals Blackpool); der erste Deutsche 1970 Gerd Müller. 1972 und 1976 folgte ihm Franz Beckenbauer, 1980 und 1981 Karl-Heinz Rummenigge. Der erste ausländische Bundesligaspieler, der „Fußballer Europas“ wurde, war 1977 der Däne Allan Simonsen von Borussia Mönchengladbach.

Abstimmungsberechtigt waren bis ins neue Jahrtausend nur ein Journalist aus jedem Land Europas. Dann kam auch je ein  Journalist aus jedem Land dazu, das Weltmeister geworden war, also Brasilien, Argentinien und Uruguay.

1991 führte die FIFA offiziell den Titel des „Weltfußballers“ ein. Er wurde von allen Nationaltrainern gewählt. Erster und bisher einziger deutscher Titelträger war 1991 Lothar Matthäus, der 1990 auch Europas Fußballer des Jahres geworden war und damit den „Goldenen Ball“ gewonnen hatte.  Nach der Europameisterschaft 1996 errang Matthias Sammer als letzter Deutscher diese Trophäe.

2010 entschlossen sich dann die Eigentümer von France Football, denen auch die Sport-Tageszeitung L’Equipe und die Tageszeitung Le Parisien gehört, den Titel „Goldener Ball“ an  die FIFA zu verkaufen. Die Flug- und Unterbringungskosten für die Stars, die Saalmiete und die Speisen für die Gäste waren dem Blatt zu hoch geworden; zudem machte der immer dichtere Terminkalender die freiwillige Anwesenheit der Stars bei einer „Privatveranstaltung“ immer unmöglicher.

Der Vertrag gilt zunächst bis zu dieser Verleihung. Es dürfen jetzt Kapitäne oder Trainer der 209 Nationalverbände abstimmen sowie rund 60 handverlesene Journalisten aus der ganzen Welt. Wer weiß, welche Fernsehschnipsel in Afrika oder auf den Jungfrauinseln zu sehen sind, versteht, dass kein Bundesligaspieler diese Wahl mehr gewinnen kann. 79,71 Prozent  der Trainer haben abgestimmt (165), 80,92 Prozent der Journalisten. Die genaue Zahl hat die FIFA nicht bekannt gegeben.

Herzlichen Glückwunsch also einem der ewigen Gewinner, auch wenn er die Trophäe nicht vom ewigen Blatter überreicht bekommt. Aber ehrlich gesagt: Besser ist es, am Montag Abend ein gutes Buch zu lesen als in einem Sparten-Sender nach einer Live-Übertragung aus Zürich zu suchen oder sich vor seinem Computer auf FIFA.com zu starren.

 

Rainer Kalb

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