DFB-Präsident Reinhard Grindel ist als ausgleichender Mensch und fairer Sportsmann bekannt. Wenn er sich einmal auf die Hinterbeine stellt, muss ewas Gravierendes im Busche sein.
So geschehen in den letzten Tagen.
Der DFB stand in Treue, in Nibelungentreue fast, fest zu seinem Ausrüster seit 1954, adidas. Der DFB schlug bessere Angebote zur Ausrüstung der Nationalmannschaft von beispielweise Nike aus. Und jetzt, da der Chef seit Oktober 2016 kein Deutscher mehr ist, sondern in Kasper Rorsted ein Däne, bleibt nichts mehr, wie es war.
Den Vorschlag, das Deutsche Pokalfinale nicht mehr in Berlin auszutragen, wo es seit 1985 stattfindet, sondern beispielsweise in Shanghai, könnte man auf den ersten Blick als den Vorschlag eines Kaspers abtun. Aber der Mann meint das ernst. In Deutschland verkauft adidas genügend Trikots, in China noch nicht.
Den Deutschen « ihr » Pokalfinale wegnehmen zu wollen, ist instinktlos. Der Verweis auf TV, Streamingdienste, Internet ist zynisch. Können die Chinesen ja auch nutzen, wenn sie das deutsche Pokalfinale sehen wollen.
Aber vielleicht mietet adidas ja in China ein 100.000-Mann-Stadion, chartert auf eigene Kosten ein paar Flugzeuge und fliegt 75.000 deutsche Fans ins Reich der Mitte. Dann wäre immer noch Platz für 25.000 chinesische Zuschauer. Wäre als PR-Gag nicht schlecht.
Natürlich gibt ess schon Länder, die ihr Liga- oder Supercup-Finale im Ausland austragen. Aber das nationale Pokalfinale ?
Amtssprache ist in Herzogenaurach schon längst nicht mehr nur deutsch, sondern auch englisch. Deutschland ist der Firma längst zu klein geworden ; die Vereine, die in der Bundesliga noch mit drei Streifen ausgerüstet werden, schrumpfen immer mehr. Nur international strahlende Klubs oder Einzelsportler interessieren noch. Ab der übernächsten Saison stellt adidas nicht mehr den Bundesliga-Ball, sondern nur noch den für die Champions League und die großen Turniere.
Das mag eine strategische Entscheidung sein. Aber deswegen dem DFB öffentlich Ratschläge über den Austragungsort des Pokalfinales zu erteilen ? Das ist starker Tobak.
Auf dem Reichstag in Worms 1521 mahnte der Landsknecht Georg von Frundsberg den Reformator Martin Luther : « Mönchlein, Mönchlein, Du gehst einen schweren Gang. » Das könnte auch für Rorsted gelten.
Rainer Kalb
