Weniger wäre mehr

Früher, als Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß, Paul Breitner und Katsche Schwarzenbeck, Günter Netzer, Berti Vogts, Jupp Heynckes und Herbert Wimmer, Wolfgang Overath, Heinz Flohe, und Heinz Simmet noch Fußball spielten, da war der Schiedsrichter eine Autorität. Wenn ein Biwersi oder Pauly pfiff, war Ruhe im Karton. Am 31. Mai 1970, bei der WM in Mexiko, zeigte Kurt Tschenscher aus der Region von Mannheim dem Sowjetrussen Evgeny Lovchev (Nr. 6) die erste Gelbe Karte in der Fußball-Geschichte. (Endergebnis 0:0, was alles sagt).

Heute ? Heute offenbart der Videobeweis gerade bei der weltweit beachteten Frauen-WM – und die Frauen dienen im Fußball schließlich immer noch als Versuchslabor, auch wenn sie mehr als ein Kaffeeservice als Prämie erhalten - , wie die Funktionäre die Schiedsrichter herab zu würdigen versuchen.

Wenn ein Schiedsrichter früher eine Entscheidung traf, war das wie ein Damoklesschwert, wie eine Guillotine. Die Faszination des Fußball war, dass es noch einen « Richter » gab, dessen Urteil unwiderrufbar war. In Straf- oder Zivilpozessen ziehen sich Urteile über Jahre hin. Die Macht des Schiedsrichters war es, innerhalb von 30 Sekunden ein Gottesurtel zu fällen. Und jetzt ? Bla-Bla ohne Ende, dann das Schreiten zur Seitenlinie, dann das ewige Studium der Videobilder, dann eine neue oder die alte Entscheidung : Das alles ist ätzend.

Im Achtelfinale England – Kamerun waren die Afrikanerinnen drauf und dran, zu streiken und das Spielfeld zu verlassen. Es mag ihnen zugute gehalten werden, dass in Afrika der Videobeweis und seine Konsequenzen noch nicht so bekannt sind wie in Europa. Unsportlich wäre ein provozierter Spielabbruch allemal gewesen.

Im selben Achtelfinale wurden 17 Minuten nachgespielt. 17 Minuten ! Das ist eine Verlängerungs-Halbzeit plus « normaler » Nachspielzeit. 17 Minuten geht gar nicht. Dann sollen die Fußball-Weisen doch die Regeln mal wieder auf den Kopf stellen, wie sie das schon klammheimlich bei der Elfmeter-Ausführung getan haben. 60 Minuten reine Spielzeit ! Reine Spielzeit wie im Eiskockey, im Basketball. Bei der in Frankreich herrschenden Hitze hat sich schließlich auch erwiesen, dass die « normale » Spielzeit, falls es zu einer Verlängerung kommt, schon zu viel sein kann. Bei Frankreich – Brasilien gingen alle Spielerinnen am Ende der Verlängerung auf dem Zahnfleisch.

Zurück zum Video-Schiedsrichter. Bislang ist die Frauen WM auch eine Demonstration der Emanzipation. Ausverkaufte Stadien, darunter bei Frankreich-Spielen der Pariser Prinzenpark mit 46.000, Einschaltquoten in Millionenhöhe mit Marktanteilen von 20 bis 30 Prozent. Da ist es schade, dass am Ende doch wieder Männer in einem Pariser Keller über das Frauenschicksal bestimmen – und den Schiedsrichterinnen immer wieder sagen, dass sie alles haben, nur keine Ahnung vom Fußball. In der Bundesliga jedenfalls ist der Videobeweis noch nie so häufig pro Spiel eingesetzt worden wie bei der Frauen-WM. Weniger wäre mehr !

 

Rainer Kalb

 

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