Schiedsrichter - die bedrohte Gattung

Als Gründungsjahr des Fußballs gilt 1863. Schiedsrichter gibt es erst seit 1891. Vorher mussten sich die Kapitäne in langem Palaver über Foul oder Nicht-Foul verständigen. Was, nebenbei, beweist, dass der Videobeweis nichts als ein Rückfall ins 19. Jahrhundert ist.

Auch noch nebenbei bemerkt : Die Querlatte gibt es seit 1875 ; vorher wurde nur ein Seil zwischen die Pfosten gespannt. Was beweist, dass die Latte wichtiger war als der Schiedsrichter.

Der durfte anfangs sowieso nur an der Seitenlinie stehen. Als er dann Macht bekam, hatte er ganz in Schwarz anzutreten – als Ritter von der traurigen Gestalt. 

Irgendwann durfte er farbig werden, was vor allem den Sportartikelherstellern diente, die dank der Farbfroheit vor allem der Amateurschiedsrichter, die ihre Ausrüstung höchstselbst zu bezahlen haben, kräftig verdiente und so dem DFB lukrativere Sponsorenverträge anbieten konnte.

Farbe bekennen aber muss der DFB jetzt in einem ganz anderen Umfeld. In einem Bettelbrief aus der letzten Woche bat er die « lieben Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter (...),  dass Sie Ihrem Hobby weiter mit großer Freude nachgehen und dass Sie andere mit Ihrer Leidenschaft anstecken. » Maßnahmen ? Fehlanzeige. Hohle Worte. Billiger geht es nimmer.

« Mit Leidenschaft anstecken ». Ein frommer Wunsch. Tatsache war, dass in Berlin die Schiedsrichter aus dem Amateur-Bereich gemeinsam gestreikt haben. Wegen zunehmender Gewalt gegen sie. Tatsache war auch, dass Profi-Schiedsrichter Aytekin das Derby Union Berlin – Hertha BSC Berlin wegen gefährlichster Pyro-Technik eigentlich hätte abbrechen müssen, hätte nicht die Polizei eine Fortsetzung empfohlen, um Ausschreitungen zu vermeiden.

Wo gibt es, mit Verlaub gefragt, noch den von der UEFA lächerlich reklamierten Respekt ? Wo andererseits noch Autorität, statt sich hinter Roten Karten selbst für Trainer zu verstecken ?

Einen Walter Eschweiler, der mit seinem rheinischen Humor manch hektische Szene entspannte, gibt es nicht mehr. Dass sich ein Dieter Pauly und ein Toni Schumacher Nase an Nase gegenüberstehen, ist undenkbar. (30. Mai 1981 beim 2:2 von Köln in Dortmund ; die Szene wurde dank des Fotogtafen Dieter Wiechmann Sportfoto des Jahres). Ein Wolf-Dieter Ahlenfelder, der am 8. November 1975 beim Spiel Werder Bremen – Hannover 96 (0:0) nach 32 Minuten, benebelt von Pils und Malteser, bereits zur Halbzeit pfiff, würde heute aus dem Verkehr gezogen. Damals rettete ihn Werder-Ikone Horst Höttges.

Dieter Pauly organisierte dann noch sein eigenes Abschiedsspiel (Borussia Mönchengladbach – Ajax Amsterdam ; 21.8.1980) und ließ sich zum Triumphmarsch aus der Oper Aida in den Bökelberg fahren. Solche Anekdoten sind heute schlichtweg undenkbar. Was aber will der DFB tun, um das Verhältnis Spieler/Schiedsrichter zu entspannen, um wieder mehr Lachen ins Spiel zu bringen, um das Geld 90 Minuten vergessen zu lassen ?

Der DFB spricht von « Angst », die Schiedsrichter heute empfinden, wenn sie zu « gewissen Spielen » fahren, die sie leiten müssen. Nur : wie die Angst zu bekämpfen ist, da bleiben die Vorschläge vage. Härtere Strafen, schnellere Prozesse, mehr Polizei ? Dann aber müssten sich der DFB und/oder DFL an den wachsenden Kosten für Sicherheit der Schiedsrichter beteiligen – so, wie das in Frankreich üblich ist. Dann dürfte nicht, wie in Bremen, um einen Kostenzuschuss für ein Hochrisikospiel gestritten werden. Dann allerdings wäre das auch ein Eingeständnis, dass ein Fußballspiel kein Spiel zur Freude mehr ist, wie der DFB in seinem Brief behauptet, sondern jedes Mal ein Risiko, besonders für die Schiedsrichter. Gerade auch bei den Amateuren. Gerade auch bei Jugendspielen durch aufgebrachte Eltern. Denn da gibt es keine schützende Ordner mehr.

 

Rainer Kalb

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