Finale

55 Jahre haben die Erfinder des Fußballs gebraucht, um wieder mal im Finale einer Welt- oder Europameisterschaft zu stehen. Wenn sie wieder 55 Jahre brauchen, werde ich das nicht mehr erleben. Geschenkte Elfmeter wie gegen Dänemark mögen sie ja noch verwandeln können. Wenn es aber ins Elfmeterschießen geht, versagen sie fast immer. Die Premier League mag für den Profifußball die Geldmaschine schlechthin sein. Sie mag auch fußballerisch mit der Bundesliga konkurrieren können. Aber sie baut dabei sehr viel auf ausländische Stars; die Bundesliga „nur“ auf Verstärkungen aus dem Ausland.

Dabei hatte die UEFA bei dieser europaweiten Europameisterschaft – eine Verneigung vor dem 60-jährigen Bestehen dieses Wettbewerbs – schon kräftig geschummelt. Sechs seiner sieben Spiele durfte England in Wembley austragen, was dann einer Heim-EM gleichkommt statt einer europäischen. Deutschland hätte es im Erfolgsfall auf vier „Heimspiele“ in München bringen können.

Als Meister des Fair Plays erwiesen sich die Insulaner auch nicht gerade. Der schon angesprochene erschauspielerte Strafstoß, das respektlose Ausbuhen der deutschen Nationalhymne: Sollen sie in ihrer wunderbaren Isolation verbleiben.

Wie auch die UEFA. Nur auf’s Geld starrend, ging sie Ländern auf den Leim, die Corona zum Trotz prall gefüllte Stadien zuließen. Masken waren nicht zu sehen. Die Folgen wird man in 14 Tagen erfahren. Aber dann ist die UEFA, nachdem die Geldsäcke bei Schweizer Banken verstaut worden sind, im verdienten Urlaub.

Ist eigentlich jemandem aufgefallen, wie wenig Zeitlupen es gab im Vergleich zu Länderspielen, die ARD oder ZDF übertragen? Na ja, die UEFA war nicht nur Veranstalter dieser EM, sondern auch für die Bildregie verantwortlich, also Herr der Bilder. Da ist es besser, wenn der Zuschauer nicht zu oft überprüfen kann, ob der Schiedsrichter irrte oder nicht. Wobei, zugegeben, dieser in Realzeit entscheiden muss und der Fan oft Partei ist. Aber trotzdem… 

Im Sinne einer so häufig beschworenen „Transparenz“ – übrigens auch bei DFB und DFL – wäre es nach den Erfahrungen dieser EM wünschenswert, wenn die Kommunikation zwischen Video-Keller und Schiedsrichter öffentlich würde, damit der Zuschauer die Entscheidungen besser nachvollziehen kann und das Pöbeln eingestellt wird. Aber ob die Geheimniskrämer bei FIFA und UEFA sich dazu durchringen können? 

Immerhin hat die UEFA die Ungarn wegen der rassistischen Pöbeleien ihrer Fans zu drei Spielen (eins auf Bewährung) unter Ausschluss der Öffentlichkeit verurteilt. Hätte sie eigentlich schon vorher wissen können, dass es gefährlich ist, sich mit Autokraten ins Bett zu legen.

Auffällig bei dieser EM war noch, dass die Bandenwerber aus Katar, Russland und China kamen. Aus Europa, wenn jemand Heineken noch als niederländische Brauerei verstehen will. Und natürlich Volkswagen. Deren Werbestrategen gerieten gleich dreifach in die Bredouille. Einmal mit den „Regenbogenfarben“, denn nach den Deutungen der UEFA sind ja auch die Farben, die der Himmel zaubert, eine politische Äußerung. Und dann noch beim Gruppenspiel Frankreich – Deutschland. VW ist Sponsor beider Nationalmannschaften. Und so schaltete VW in Frankreich am Spieltag ganzseitige Anzeigen, in denen zu lesen stand: „Wir sind ein deutscher Autobauer. Aber wer glaubt, dass heute zwei Herzen in unserer Brust schlagen, der irrt, irrt, irrt.“ Tja, Marketing ist eben alles, so lange nebenan der Ball rollt. 

 

P.S.:  Dies ist nach über 30 Jahren meine letzte Kolumne. Ich bin der TZ dankbar dafür, dass sie über 1500 Mal Meinungsfreiheit zugelassen, gefördert und gefordert hat. Ich bin stolz darauf, trotz aller gewollten pointierten Zugespitztheit nur ein Mal von einem Prozess-Hansel verklagt worden zu sein. Gut war’s und schön war’s. Servus, Tschüss.

 

Rainer Kalb

 

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