Verschiebebahnhof Leiharbeiter

Im Winter schmilzt die Fußball-Berichterstattung aus den Zeitungsspalten wie im Frühling der Schnee unter der Sonne. Es gibt keine Ergebnisse mehr, es gibt nur noch Transfers. Keine richtigen Tranfers, wie im Sommer, wenn Überhitze mit Dutzenden von Millionen herrscht, sondern nur Nottransfers die sich dann « Ausleihen » nennen.

« Ausleihen » ist eigentlich ein perverses Geschäft. Da werden Personen zu Leiharbeitern gemacht. Da ist auf der einen Seite ein Sportdirektor, der im Sommer falsche Entscheidungen getroffen hat. Oder da ist ein Trainer, der im November für einen Gefeuerten gekommen ist und eigene Vorstellungen vom Fußball hat. Und da ist der Verein, der klamm ist und nicht genügend Geld für einen « richtigen »Transfer hat.

Da ist auf der anderen Seite der Spieler, der in einer Zwangsjacke steckt. Er möchte Einsatzminuten haben, kommt aber bei seinem besitzenden Verein nicht zum Zuge. Hat er sich vom Trikot blenden lassen ? Da ist der besitzende Verein, der möchte, dass der Leihnehmer seinen Spieler fortbildet, damit dieser nach seiner Rückkehr im Sommer teuer verscherbelt werden kann. Es gibt Klubs, die haben daraus einen Markt gemacht.

Mittelstürmer Lukas Nmecha beispielsweise wurde im Sommer durch den VfL Wolfsburg ausgeliehen, jetzt zu seinem Besitzer Manchester City zurück geschickt, der ihn prompt an den englischen Zweitligisten Middelsbrough weiterverlieh. Der 1. FC Köln holte Mark Uth für sechs Monate zurück in die Domstadt – dann muss er wieder auf Schalke. Mönchengladbach hilft Austria Wien für fünf Monate mit Andreas Poulsen aus. Immerhin : Hertha BSC gab Eduard Löwen für anderthalb Jahre an den FC Augsburg ab.

Weltmeister in der Durchwechslung des Kaders scheint in diesem Winter Fortuna Düsseldorf zu sein. Die Namen der Wanderarbeiter würden den Platz, der dieser Kolumne eingeräumt ist, sprengen. 

Die FIFA hatte 2018 das Projekt, Ausleihgeschäfte auf acht Profis zu begrenzen. Was daraus geworden ist, ließ sich im Internet trotz des zeitraubenden Studierens aller Statuten nicht feststellen. Chelsea London und Juventus Turin – je rund 40 Profis unter Vertrag – waren strikt dagegen. Klar : Junge Talente mit einem großen Namen locken, mit einem satten Vertrag ausstatten, der Leihverein übernimmt das Gehalt – oder einen Teil davon -, zahlt die Leihgebühr und der Löwe sahnt aus der Arbeit der Affen ab.

Der Gelackmeierte ist der Fan. Er kauft sich ein Trikot für 90 Euro, das nicht einmal über die Sommerferien hält. Er kauft sich ein Mannschaftsposter, auf dem er X Visagen mit neuen überkleben muss. Verweildauer sechs Monate. Wer kennt noch Charly Körbel oder Berti Vogts ?

Der Weihnachtsmarkt? Kein Wintermärchen. Ein Vieh-Verschiebebahnhof. Und Coutinho hat noch Glück gehabt, dass die Bayern ihn schon im Sommer ausgeliehen haben für ein Jahr. Da beginnt das neue Drama . Und wenn es ihm bei seinem Leibnehmern besser gefällt als bei seinem Arbeitgeber ? 

 

Rainer Kalb

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