Ach so müde

Wer den Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge über Belastung seiner Angestellten stöhnen liest, muss unvermittelt an Johann Wolfgang von Goethe denken. In einem seiner berühmtesten Gedichte « Wanderer's Nachtlied » heisst es : « Ach, ich bin des Treibens müde, was soll all der Schmerz und Lust ? »

Ja, die Spieler des FC Bayern dürfen jetzt schon müde sein, vor allem im Kopf, wenn sie nur an die Aufgaben bis Weihnachten – ach was, in den nächsten Tagen – denken und Phantomschmerzen empfinden, obwohl die Lust am Spiel immer besteht.

Gut, beim Länderspiel gegen die Türkei wurden sie noch geschont (obgleich Manuel Neuer bekanntlich eigentlich immer spielen will, aber der ist ja auch « nur » Torwart). Aber dann – aber dann !

Dann ging es los. Mal eben in die Ukraine fliegen, um vor 17.000 Zuschauern den ersten Länderspiel-Sieg in dieser Saison einzufahren. Da kam endlich mal wieder ein Hauch von Stimmung auf, wenn auch für die falsche Seite. Gestern ging es in Köln vor null Zuschauern bei Frischluft gegen die Schweiz. (Bleibt die Frage, weshalb in einer Kölner Halle gleichzeitig 999 Zuschauer bei einem Tennis-Turnier erlaubt sind ; aber das ist hier Nebensache).

Bleibt die andere Frage : Wenn die Akteure schon für null (Zuschauer) und möglichst zu Null (für die Vereinskasse) spielen sollen – warum tun sie sich das an ? Aus Freude am Spiel ?

Samstag Ukraine, Dienstag Schweiz, Donnerstag Düren (da reicht wohl eine B-Mannschaft) Samstag Bielefeld, dann Mittwoch Champions League gegen Atletico Madrid, dann wieder irgendwer in der Bundesliga... Ach, ich bin des Treibens müde. Vom Kopf her oder von den Beinen ?

Sportärzte sagen, Verletzungen kämen oft (außer bei groben Fouls) vom Kopf her ; der Körper nehme sich seine Auszeit. Mag sein. Dennoch hat mir kein Sportarzt, egal ob sie Kindermann oder Müller-Wohlfahrt hießen, erklären können, weshalb Tennisspieler tagelang stundenlang auf eine Filzkugel eindreschen können. Weshalb Eishockey-Spieler, Basketballer, Handballer permanent auf dem Feld stehen. Weshalb andererseits aber auch Leichtathleten nur maximal vier ernsthafte Wettbewerbe pro Saison bestreiten. Der Rest ist Jux, Prämie oder Vorbereitung.

Belastungssteuerung. Auch so ein Modewort. Bayern gegen Düren und Bielefeld nur Vorbereitung auf das Match gegen Atletico ? Das soll mal einer wagen, Karl-Heinz Rummenigge ins Gesicht zu sagen. Dann wird er wieder zum vor Jahrzehnten von Dettmar Cramer erfundenen « Rotbäckchen ». Fußballer sind schließlich geldfressende Roboter, mehr als 50fach einsetzbar im Jahr. Und wenn ein Roboter mal nicht funktioniert, ist das maximal Materialverschleiß, kein Ermüdungsbruch. Belastung... Wäre ja noch schöner, würde die Buli oder CL verkleinert werden, um den Spielern Erholung zu gönnen. Besser wäre es – und da hätte Rummenigge sogar Recht - die Nations League ersatzlos einzustampfen. Und die UEFA-Macht bedingt auch. 

Die Jux-Spiele gegen die Türkei und am 11. November gegen die Tschechiche Republik finden ja nur statt, weil die UEFA das angeordnet hat – und der DFB gehorchen muss. Beide verdienen an den TV-Geldern und pfeifen auf die Spieler und die Zuschauer, weil im Frühjahr schon zwei Länderspiele ausgefallen sind und die « nachgeholt » werden müssen. Aber die Belastung ist natürlich groß.

Das Taschentuch reicht nicht für die Krokodilstränen von Rummenigge. Wenn seine Spieler so arm dran sind – wie wäre es mit Nicht-Abstellung ? Ist schließlich noch keine EM. Und das Geldsträflein ließe sich für den ruhmreichen und deshalb unantastbaren FC Bayern doch wohl aus der Portokasse bezahlen, oder ? Andere Idee : Da in der Bundesliga kaum Zuschauer zugelassen sind, könnte man doch auch mal die Alten Herren spielen lassen. Fällt zwar auf, aber ließe sich angsichts des reuflisch zusammengepressten Terminkalenders schließlich begründen.

 

Rainer Kalb

 

Zufallsbild

Keine Bilder!

Über uns

Gegründet wurden die LIPPEFOHLEN am Freitag, 11. Juli 2008 und sind seitdem unter der Fanclubnummer (BFC) 0853 bei Borussia Mönchengladbach registriert. Derzeit treffen sich 110 Mitglieder im Alter von 0-82 Jahren zu Stammtischen oder Fahrten in den Borussia Park.

Weiterhin werden regelmäßig Spiele im TV geschaut und einmal im Jahr findet das große Sommerfest / Saisonabschlussfest statt.

Mehr unter: Über uns

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.