Das Rätsel Favre

Favre. Lucien Favre. Auf deutsch würde der französisch-Schweizer Lutz Schmied (oder Schmidt oder Schmitt) heißen. So wie die einen in den Dörfern nach ihrer Herkunft Müller oder Kalb (Bauer/Milch statt Acker) benannt wurden.

Dies soll kein Nachruf sein. Aber Favre ist einer, der Talente schmieden kann. Doch unfähig dazu, das Eisen zu schmieden, so lange es hei ß ist.

Sein « Nachfolger » Edin Terzic hat erklärt, ein Spiel lasse sich nur gewinnen, indem die Mannschaft ein Tor weniger kassiere oder eins mehr schieße als der Gegner. Das war, im Vergleich zu dem verkopftem Favre, eine Aussage, die so simpel war wie die uralte Weisheit ein Spiel dauere 90 Minuten. Dabei dauert es heute oft 96.

Favre ist ein genialer Trainer, wenn es darum geht, Talente zu echten Profis zu bilden und zu formen. Aber wenn die Talente zu Sternchen und dann Stars mit Allüren werden, hat er sie nicht mehr im Griff.

Bei Hertha BSC Berlin, wo er seit 2007 unter Vertrag stand, führte er die « alte Dame » 08/09 in die Champions League – unter anderem mit einem 2:1-Sieg über die Bayern und der zwischenzeitlichen Tabellenführung.

Aber dann stürzte Hertha in der Spielzeit danach ab. Favre kündigte mitten in der Saison oder wurde entlassen – die Quellen sind unterschiedlich. Jedenfalls waren ihm die besten Spieler verkauft worden, ohne für Nachschub zu sorgen. Davon konnte jetzt in Dortmund keine Rede sein.

2011 heuerte er im Februar als Nachfolger von Michael Frontzeck bei Borussia Mönchengladbach an – und rettete den Verein noch in die Relegationsspiele gegen den VfL Bochum. Im Jahr danach führte er die « Fohlen » auf den 4. Tabellenplatz, aber 2015 war er ausgelaugt und schmiss nach einem katastrophalen Start im September von sich aus hin.

Bevor Favre in Dortmund unterschrieb, nahm er sich – wenn man das so bezeichnen will – eine « Auszeit » an der Côte d'Azur, in Nizza. Dann, welch ein Wechsel ! Vom Mittelmeer an die Ruhr . Dante, der Ex-Gladbacher und Bayern-Spieler, half ihm in Nizza, die Abwehr zu stabilisieren. Er macht aus Nizza die erfolreichste Mannschaft seit 40 Jahren, wurde Herbstmeister, aber hatte wieder mal keinen zählbaren Erfolg.

Jetzt also der brutale Rauswurf. Wie groß muss in Dortmund die Verzweiflung gewesen sein, die Reissleine zu ziehen ? Vor einer englischen Woche, noch nicht einmal bis Weihnachten gewartet, ohne einen Trumpf in der Hinterhand ! Niemand kann schließlich wissen, ob Edin Terzic der neue Hansi Flick wird, der auch erst nur bis Weihnachten bleiben sollte. Wobei : Nachwuchstrainer zu befördern, wenn Mitte der Saison kein Altgedienter mehr zur Verfügung steht (außer Peter Neururer) schein eine Mode zu werden – und wenn sie sich bewähren, kann das Management mit zwar nicht billigen, aber preiswerten Lösungen prunken. Hansi Flick lässt grüßen.

Nein, Favre ist und bleibt ein Fußballlehrer und kein Mann für ganz oben, für die Titel. Ja, er hilft dem deutschen Fußball, Talente zu gestandenen Profis zu machen – aber dann hat er Angst, vor der eigenen Courage. 

Trägt dazu bei, dass einst ein sehr hässliches Foul von Gabel Chapuisat, dem Vater des Ex-Borussen Stéphane, das Ende seiner Karriere als Profi (Servette Genf) eingeleitet hat ? Dass er niemanden nach ganz, ganz oben führen will, aus Angst, sie seien dann ungeschützt ? Das ist natürlich Kaffeesatz-Leserei. Aber trotzdem. Man wird doch mal lesen dürfen.

P.S. G.Ch. wurde zivilrechtlich (!) zu 5000 Schweizer Franken Schmerzensgeld verurteilt.

 

Rainer Kalb

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Weiterhin werden regelmäßig Spiele im TV geschaut und einmal im Jahr findet das große Sommerfest / Saisonabschlussfest statt.

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