Das ist eine Saison, wie gemacht für das Fernsehen. Der Deutsche Meister steht seit Ewigkeiten fest, der erste Absteiger auch und die anderen Entscheidungen fallen scheibchenweise. Im Westen der Republik fiebern sie darum, dass der 1. FC Köln gegen Fortuna Düsseldorf in der Relegation spielen muss. Es geht den feindlichen Lagern darum, die jeweils nicht existierende Stadt von der Bundesliga-Karte zu verdrängen.
In der Pfalz sitzt ein anderer, mit ähnlichen Emotionen, aber im Gegensatz vernünftigen Argumenten. Ich habe mit Hans-Peter Briegel, der früheren „Walz aus der Pfalz“ gesprochen, und der sagt als glühender Kaiserslautern-Fan: „Ich möchte, dass Werder Bremen Drittletzter wird.“
Abstiegskampf ist kein Wunschkonzert, aber Fakten sind unübersehbar: Die Norddeutschen befinden sich im freien Fall. Und weil die derzeitige Generation der Spieler den Abstiegskampf überhaupt nicht kennt, strampeln sie, um aus einem Sumpf herauszukommen und geraten dabei immer gefährlicher in den Sog nach unten. Wenn dazu noch zwei Nationalspieler sich einen Tag vor einem Spiel nachts um drei auf der Autobahn mit der Polizei anlegen, sagt das alles über den verrotteten Zustand der Mannschaft.
Mit solchen Spielern ließe sich keine Champions League gewinnen, und vielleicht auch kein Abstiegskampf. Da haben die Fans schon ein feines Gespür, wenn sie hinter ihrem Trainer Schaaf stehen.
Am Wochenende kommt es zum richtungsweisenden Spiel Bremen – Hoffenheim. Hoffenheim macht das ganz geschickt. Da sagt Trainer Gindol lächelnd, ihm gehe es nicht um Abstiegskampf, sondern nur um die Spielweise. Da lacht sich jeder Fan angesichts der Millionen-Transfers, der Millionen in den Europapokalen, der Millionen aus den Fernsehgeldern schlapp. Aber wenn solch eine Sichtweise Druck von der Mannschaft nimmt und den Worten Taten folgen...
Düsseldorf muss aufpassen, dass sie nicht das Los ereilt wie Frankfurt vor einigen Jahren. Die glaubten sich auch zur Winterpause mit 26 Punkten schon gesichert und stiegen dann noch ab. Wenn die Gegner die Aufsteiger erst einmal kennen und wenn diese sich im Gegensatz zur 2. Liga auch an Niederlagen gewöhnen müssen, wird das Überleben zum Überlebenskampf.
Den kennt inzwischen die Augsburger Puppenkiste zur Genüge. Startet immer mies, verliert nie den Humor, merzt Fehler aus und gefällt sich in der Rückrunde als Jäger. So ist sie, die Puppenkiste. Nach aussichtslosen Situationen noch triumphieren.
Rainer Kalb