Am Samstag wird Deutschland in der Champions League auf alle Fälle Sieger. Ob auch Freitag, wenn der UEFA-Kongress seine Ergänzungswahlen zum Exekutiv-Komitee, also der Regierung des europäischen Fußballs, abhält, der Sieger Deutschland heißt?. Für Deutschland kandidiert DFB-Präsident Wolfgang Niersbach; Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger tritt zurück.
Zwar hält es der DFB für geradezu gewiss, als größter Fußball-Verband der Welt mit seinen über sechs Millionen Mitgliedern im UEFA-Exko vertreten zu sein, doch gibt es mehrere Fallstricke, die einen Erfolg als wahrscheinlich, aber nicht so sicher wie einen deutschen Champions League-Sieg erscheinen lassen.
Zum einen mag die UEFA es lieber, wenn ihr Regierungsvertreter auch im Weltfußball bei der FIFA vertreten ist, damit Europas Interessen nicht verfälscht werden. In der FIFA aber bleibt Zwanziger weiter Mitglied.
Das könnte ein gewichtiges Gegenargument sein.
Außerdem gibt es neun Kandidaten für acht Plätze; sechs der bisherigen Mitglieder stellen sich zur Wiederwahl. Unter den drei „Neuen“ ist eben auch Niersbach.
Da gerät unwillkürlich das Drama von 1998 in Erinnerung. Egidius Braun wollte in der FIFA-Exekutive aufhören; Gerhard Mayer-Vorfelder war DFB-intern als Nachfolger auserkoren. Doch die „kleinen“ Länder hatten eine Koalition geschlossen und machten dem mächtigen DFB einen Strich durch die Rechnung. Sie wählten den Maltester Joseph Mifsud in das Gremium. MV musste zwei Jahre warten.
Weil bekannt ist, dass auch UEFA-Präsident Michel Platini ein Herz für die Kleinen hat (EM 2012 in Polen und der Ukraine, EM 2016 mit 24 Mannschaften, EM 2020 in 13 Ländern) braucht Niersbach schon ein gutes Netzwerk, um problemlos durchgewunken zu werden.
Und es warten noch andere Probleme auf ihn. Die Qualifikationsspiele zur EM und WM werden in Zukunft zentral von der UEFA vermarktet. Dem DFB wurde das Heft des Handelns aus der Hand genommen. Zwar haben die Deutschen durchgesetzt, dass sie so viel bekommen, wie zuletzt von ARD und ZDF und erst der zusätzliche Reibach unter 53 Ländern geteilt wird.
Aber darauf, welcher Sender demnächst die Länderspiele überträgt, hat der DFB keinen Einfluss mehr. Die verkauft die UEFA. Adé, ARD und ZDF?
Haben die Deutschen da noch zähneknirschend zugestimmt, haben sie sich bei den Marketingrechten auf die Hinterbeine gestellt. Den Spielball der UEFA werden sie nicht akzeptieren. Da steht die Achse Frankfurt – Herzogenaurach. Und bei anderen Sponsoren auch. Die Champions League mag ein Bier aus welchem Land auch immer haben, der DFB bleibt seiner Eifel treu.
Rainer Kalb