Der Fußball-Weltverband FIFA hat eine Begabung dafür, tagelang zu tagen, dann schwammige Beschlüsse zu fassen oder überhaupt keine und stattdessen Unter-Kommissionen zu bilden.
In der letzten Woche war wieder die IFAB an der Reihe. Die Regelhüter der FIFA versammelten sich am 2. März im schottischen Edinburg und beschlossen bezüglich der Torkamera (es folgt das Zitat aus der offiziellen FIFA-Pressemitteilung): “ Bei der heutigen Sitzung wurde beschlossen, dass die Entscheidung über die Wiederholung umstrittener Torszenen zu Übertragungszwecken und/oder auf Videowänden im Stadion jeweils unabhängig von den jeweiligen Organisatoren eines Wettbewerbs zu treffen ist.
Ebenfalls im Zusammenhang mit der Torlinien-Technologie beschloss das IFAB, dass die Ausrichter der einzelnen Wettbewerbe jeweils selbst darüber entscheiden sollten, ob die Torlinien-Technologie nur in bestimmten Spielen oder in allen Spielen eines Turniers einzusetzen ist.” Alles klar?
Festzuhalten bleibt: Die FIFA hat nicht entschieden, ob nur eine einzige Technolgie weltweit eingesetzt werden darf; insgesamt vier befinden sich in einem Endtest und haben bereits ein FIFA-Zertifikat.
Hinzu kommt Michel Platini mit seinen zusätzlichen Torrichtern.
Dann darf ein Ausrichter (also die FIFA für die Weltmeisterschaft, die UEFA für die Europameisterschaft,die DFL für die Bundesliga und der DFB für den Pokal und Freundschaftspiele der Nationalmannschaft entscheiden, in welchem Spiel eine Tortechologie eingesetzt werden darf oder nicht. Dann darf Bayern München widerum entscheiden, ob strittige Bilder im Fernsehen oder auf der Großbildleinwand wiederholt werden oder nicht.
Das nenne ich eine klare Entscheidung. Das ist genauso, als dürfe jeder Profiverein eine Rasenheizung haben oder nicht – und ob er sie einschaltet, entscheidet der Stadionverwalter.
Immerhin: Diese Lösung ist gut für den Fan. Der braucht nicht mehr über das Wembley-Tor zu diskutieren sondern kann sich Woche für Woche über das Kamerauge aufregen - oder darüber, das keins da war.
Diese Torkameras sind meiner Überzeugung nach sowieso nur halbgares Zeug, weil sie nur das Tor überwachen, aber nicht den Strafraum. Ohne Torrichter hätte Borussia Mönchengladbach gegen Lazio Rom nie und nimmer drei Elfmeter bekommen.
Rainer Kalb