2022

Das ist der Fluch der bösen Tat: Seitdem Katar die WM 2022 zugeschustert bekommen hat, steht das Land wegen der Bedingungen, unter denen Gastarbeiter ins Land gelockt werden, am Pranger. Tote auf den Baustellen hat es auch schon in den Jahren davor gegeben, aber jetzt können die Millionäre, die Ausländer wie Sklaven schuften lassen, die Zustände nicht mehr unter den Teppich kehren. Dank des Fußballs sind die Scheinwerfer der Öffentlichkeit auf den Zwergstaat gerichtet.

So kann der Fußball endlich einmal seine Macht zeigen, mit der er immer prahlt. Aber bislang ist aus der FIFA-Zentrale nur bedrucktes Papier aus der Presseabteilung gekommen; Sonnenkönig Sepp Blatter hält sich verdächtig versteckt und bedeckt, schickt Theo Zwanziger zu einer EU-Konferenz. Katar-Botschafter Pep Guardiola kümmert sich um Bayern-Verletzte statt um nepalesische Tote. Der aktivste Aufklärer und Aktivist scheint noch DFB-Präsident Wolfgang Niersbach zu sein. Der hat immerhin schon internationale Gewerkschaften, Menschenrechtsorganisationen und eben FIFA zusammengebracht.

Nur geändert hat sich nichts. Katar versichert, Vereinbarungen unterschrieben zu haben, die Menschenrechtsorganisationen entgegen den Beteuerungen aus dem Wüstenstaat angeblich nicht zu Gesicht bekommen haben. Seltsam auch bei den ganzen Enthüllungen, dass immer nur von nepalesischen Toten die Rede ist, wo Nepal doch nur ein Sechstel der „Gastarbeiter“ stellt. Kümmern sich andere Länder gar nicht um ihre Staatsangehörigen? Dann hätte auch die FIFA wieder ein Feigenblatt, um ihre Scham zu verbergen.

FIFA-Präsident Sepp Blatter weist zwar mit der ihm eigenen Spaltungstechnik und Zerrissenheit darauf hin, dass gerade europäische Firmen sich in Katar eine goldene Nase verdienen, doch darf nie außer Acht gelassen werden, dass die WM in Katar auch eine WM der stolzen Araber ist. Arabien jetzt die WM wieder wegzunehmen, käme der tiefen Beleidigung eines Sub-Kontinents gleich. Gerade deshalb aber sind auch die Araber in der Pflicht, für menschliche Verhältnisse in einem ihrer reichsten Mitgliedsstaaten zu sorgen.

Wenn der Fußball so strahlt, wie er behauptet - und er hat das in der Ukraine und Südafrika bewiesen, denn Chaos brach erst aus, als er wieder weg war – wenn also der Fußball strahlt, dann muss er auch dafür sorgen, dass Regeln nicht nur 90 Minuten und auf 110 mal 70 Metern gelten. Übrigens wird Russland 2018 der nächste Test.

Katars Verantwortliche verweisen im Moment darauf, es sei acht Jahre vor dem Anpfiff noch keine WM-Baustelle in Angriff genommen worden und die Toten seien woanders entstanden. Zynischer lässt sich mit Menschenleben wohl kaum umgehen. Und drastischer hat der Weltfußball wohl selten vorgeführt bekommen, das er nicht nur Milliarden von Millionären abkassieren darf, sondern die Macht des Spiels auch für Menschen einsetzen muss, die vielleicht auch gerne mal Fußball spielen möchten – wenn ihnen denn die Zeit gewährt würde.

 

Rainer Kalb

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