Aus fernem Land, weit weg vom FC Bayern, (frei nach Lohengrin / Richard Wagner) muss dennoch eine Meinung oder Wahrnehmung über den Weltverein - auch das ist sein Problem - geäußert werden dürfen.
Erstens also. Der FC Bayern ist der Retter des deutschen Fußballs. Was Schalke 04 und Borussia Dortmund nicht geschafft haben, soll der FC Bayern nun richten: Real Madrid aus der Champions League ausschalten.
Zweitens: Der FC Bayern nimmt die Bundesliga nicht mehr ernst. Wie sollte er auch? Wer dienstags zum Chefgespräch bestellt wird, lässt es freitags ruhig ausklingen. Das ist nur menschlich. Und auch die Spieler bleiben trotz ihrer Gehälter Menschen.
Drittens: Der FC Bayern verfälscht die Bundesliga. Ja, das ist leider so. Indem Trainer Pep Guardiola in Vermischung des Eigeninteresses mit den Interessen der Liga die Meisterschaft für erledigt erklärt hat, hat er seinen Spielern die Erlaubnis zum „Laufen lassen“ gegeben. Das beeinflusst den Kampf gegen den Abstieg und den Kampf um die Europapokalplätze total. Das ist ein Betrug an den Erwerbern von Dauerkarten. Das ist für die Bundesliga als Gesamtprodukt fatal. Hier stiehlt sich jemand aus der Verantwortung.
Viertens: Auch Pep muss Deutschland noch kennen lernen – nicht nur durch Markus Hörwick (Pressechef; Übersetzer in Notsituationen) und Hermann Gerland (nicht nur Assistent beim Finden des Weges bei Auswärtsspielen von der Trainerkabine zum Spielfeld). Spanien und ein Erholungsjahr in Amerika funktionieren anders. Bundesliga ist Ernst, nicht Ego.
Fünftens: Der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge hat den Ernst der Zeiten erkannt. Sonst würde er nicht freiwillig Gelder aus dem DFB-Pokal an den Rest der Profivereine verteilen. KHR weiß als Chef der Europäischen Liga-Vereinigung (ECA), dass er Konkurrenz erhalten muss und nicht durch Missachtung lächerlich machen darf, wie Pep Guardiola das im Moment tut.
Sechstens: Hans-Joachim Watzke von Borussia Dortmund sollte begreifen, dass Karl Hopfner im Gegensatz zu Hoeneß/Rummenigge den Profifußball nicht als Zirkus betrachtet, sondern als seriöses Geschäft. Insofern sind lässig dahin geworfene Zahlen gefährlich. Hopfner wird sich nie auf die Spielchen Hoeneß/Grasshoff /Lemke/Daum etc. einlassen. Da beißt Watzke auf ein Kaliber jenseits der Kür. Da geht es um die Pflicht.
So facettenreich ist der FC Bayern vor der Tripleverteidigung – übrigens eine schöne Worterfindung der Süddeutschen. Facettenreich – das ist das Schöne, aber auch das Schwierige am FC Bayern dieser Tage.
Rainer Kalb