Zwanziger im Abseits

Am Freitag feiert Egidius Braun am Sitz der DFB-Stiftung Egidius Braun in Hennef (bei Köln) seinen 90. Geburtstag. Die Laudatio auf den Ehrenpräsidenten des DFB wird der aktuelle DFB-Präsident Wolfgang Niersbach halten. Der frühere DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger hat eine Einladung abgelehnt. Eine seiner – in letzter Zeit wenigen – weisen Entscheidungen. Denn seine Anwesenheit hätte die Freude des Jubilars überschattet.

Zwanziger, einst Ziehkind von Braun für soziale Fragen und gemeinsam mit ihm auf Hirschjagd gewesen, zieht Niersbach vor die Ethik-Kommission der FIFA, um überprüfen zu lassen, ob die DFB-Zahlungen an Niersbach rechtmäßig sind.

Das allein ist dem DFB gegenüber schon hinterhältig und als Vorgehensweise lachhaft. Die Ethik-Kommission der FIFA sollte sich erst mal um den FIFA-Kram kümmern, ehe sie von einem abhalfternden Exko-Mitglied mit seinen persönlichen Befindlichkeiten belastet wird. Zur Erklärung: Blatter-Fan Zwanziger wird Ende Mai durch Blatter-Gegner Niersbach ersetzt. Deshalb wahrscheinlich packt der Scheidende die Dreckschleuder aus. Altersbedingt wahrscheinlich vergessend, dass er im Auftrag des DFB in der FIFA hockt und diesem Rechenschaft schuldig ist. Wer verstößt hier gegen Ethik-Vorschriften?

Die Fakten, von einem Springer-Blatt „enthüllt“ (woher stammen eigentlich die Unterlagen?): Niersbach, seit 1988 DFB-Angestellter, wurde 2012 zum DFB-Präsidenten gewählt. Die juristische Feinheit: Als Ex-Angestellter kassiert er vertragsgemäß eine Betriebsrente, als ehrenamtlicher Präsident eine Aufwandsentschädigung. Wo ist das ethische Problem, zwei Einkommen zu haben? Müssen heute in Deutschland viele tun. Wer würde ein Ehrenamt annehmen, wenn er statt kolportierter 500.000 Euro als Generalsekretär nur noch kolportierte 70.000 als Präsident erhält? Welcher Rentner tritt ein Ehrenamt für Null an, bei dem er eine dreistellige Millionensumme an Umsatz zu verantworten hat ? Wer das täte, würde, bei aller Liebe zum Fußball, zum Nachteil seiner Familie handeln.

Zwanziger argumentiert bösartig, wenn er so tut, als wäre Ehrenamt gratis zu haben und nur von dem zu leisten, was an „Aufwandsentschädigung“ bezahlt wird. Dann wäre DFB-Präsident nur noch ein Fach für 70-jährige repräsentative Millionäre, aber nichts mehr für Fachleute.

Er leidet auch an Gedächtnisschwund, wenn er behauptet, er habe Niersbach bei der Wahl zu seinem Nachfolger unterstützt. Er warb seinerzeit vehement für Erwin Staudt, Ex-Präsident des VfB Stuttgart, und sprang erst auf den fahrenden Zug auf, als ihm die Landesverbände davon liefen.

Zwanziger fordert via FIFA mehr Transparenz vom DFB? Dann soll er doch mal offen legen, weshalb unter seiner Präsidentschaft – wo außer Aufwandsentschädigung ja nichts geflossen ist – der DFB einen Ausrüstervertrag mit Nike abgelehnt hat, obgleich der mindestens doppelt so hoch dotiert war wie der von adidas! Nur aus Liebe zur Tradition und zu Deutschland? EM-Ausrichter Frankreich, der stattdessen von adidas zu Nike gewechselt ist, lacht sich jetzt ins Fäustchen.

Eins allerdings sei dem DFB angeraten. Die „Maurermeister“ - nie Überlegungen öffentlich machen, nie Diskussionsstände veröffentlichen, nur schmallippig Ergebnisse verkünden – sollten auch Transparenz lernen. Nicht nur Erfolge bejubeln, sondern auch schmerzhafte Diskussionen zugeben, nicht nur auf fachchinesisch abgefasste Papiere verteilen.

Vielleicht aber hat Zwanziger sogar gut daran getan, sich ins Abseits zu stellen. Er eröffnet die Grundsatzdiskussion, ob der DFB ehrenamtlich überhaupt noch zu führen ist. Vor der sollte sich der DFB nicht drücken.

 

Rainer Kalb

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