Na gut, Silvia Neid will mit 51 aufhören. Sagen die einen. Die anderen sagen, sie würde noch ein Jahr dranhängen, wenn die Fußball-Frauen-Nationalmannschaft (FFN) bei der Frauen-Weltmeisterschaft (FWM) unter die ersten drei Europäer kommen und sich so für die OSB (Olympische Spiele Brasilien) qualifizieren würde.
Wäre ja noch mal eine Herausforderung. In Brasilien dürfen bei zwölf Teilnehmern nur drei Europäer, also 25 Prozent starten. Bei der Weltmeisterschaft sind es acht von 24, also 33 Prozent. Was heißt: Olympia ist für eine Standortbestimmung der Leistungsfähigkeit wichtiger als eine Weltmeisterschaft. Und damit auch für Silvia Neid zum Ende einer langen, langen Karriere. Fazit: Sepp Blatter verwässert den Wein. Jesus/Gott, mit dem er sich ja gerne vergleichen läßt, hat den Wein in Kanaa immerhin noch verbessert.
Damit Sepp Blatter als FIFA-Präsident wiedergewählt wurde, bedurfte es ja nicht nur finanzieller „Entwicklungshilfe“. Die Aufstockung der Teilnehmerzahl an einem Großturnier ist ebenso ein probates Mittel, um sich kleinere Verbände gewogen zu machen. Michel Platini hat das mit der Erhöhung der EM auf 24 Teilnehmer und der Einführung eines „Meisterweges“ in der Champions League schließlich erfolgreich vorgemacht.
Am Ende bleiben trotz alledem und alledem nur die Großen. Wer wollte es ihnen vorwerfen? Weshalb sind sie groß geworden?
Nein, es muss erlaubt sein, diesen Größenwahnsinnigen ihr Machtstreben vor zu werfen. Eben trotz alledem. Wem hilft es denn, wenn die Elfenbeinküste Deutschland zum Fraß vorgeworfen wird, außer Sepp Blatter, der eine Stimme mehr erhält? Wem hilft es, wenn Michel Platini Deutschland gegen Gibraltar spielen lässt? Deutschland nicht. Und es ist befremdlich, wenn DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, immerhin Chef von fast sieben Millionen Fußballern, sich nicht öffentlich und kräftig, sondern nur seicht, gegen den Missbrauch seiner Elite wehrt. Der Missbrauch betrifft die Frauen wie die Männer.
Madame Neid begründet ihre Auswechselei mit der Breite in der Spitze (Berti Vogts!!!) und beklagt, der Kunstrasen erschöpfe die Frauen mehr als der Naturrasen die Männer. Sei’s geglaubt. Allerdings sollte ihr Familienname nicht Programm sein. Aber hätte sie dann nicht mit Angerer und Co. mehr für eine WM auf Naturrasen kämpfen müssen?
So haben sich Blatter und sein General Valcke wieder mal durchgesetzt. Und Adjutant Zwanziger, der ewige Frauenversteher, hat im Exekutivkomitee alle Kunst abgenickt. Die Frauen dürfen mit fehlender Glaubwürdigkeit alles ausbaden, statt zu glänzen. Ein 10:0 gehen die Küste ist leider kein 7:1 gegen die Copacabana.
Rainer Kalb