Das französische Organisationskomitee der Europameisterschaft bietet für die Spiele Logenplätze mit Top-Verpflegung und garantiertem Parkplatz im Stadionbereich an und wirbt damit, dass sich dort in entspannter Atmosphäre prima Kontakte knüpfen und Geschäfte anbahnen lassen. Von einem Fußballspiel ist nicht die Rede.
Der Fan, der in eine Verlosung muss, bei der ein Kartengewinn so zufällig ist wie ein Fünfer im Lotto und die Austragungsstadt der Superzahl entspricht, nimmt es erstaunt zur Kenntnis.
UEFA und FIFA begründen das regelmäßig mit dem Argument, sie müssten den Mangel verwalten; deshalb die Losverfahren. Die Bundesliga-Vereine verkaufen ihre Abos, verkaufen Tickets zunächst nur an Vereinsmitglieder, schließen Gästefans aus Sicherheitsgründen aus (1. FC Köln), lassen Tageskunden im Regen stehen oder treiben sie auf spekulative Ticket-Börsen.
Aber es mehren sich die Menetekel. Dem Profisport sei gesagt: Mönchlein, Mönchlein, Du gehst einen schweren Gang.
Russland und dessen systematisch dopingverseuchte Leichtathletik. Die FIFA mit ihren nie aufgeklärten Skandalen. Das begann ja schon mit der Pleite der ISL vor fast zwei Jahrzehnten, wo Blatters Truppe zwar Strafgeld bezahlt hat, aber nie bestraft wurde. Das geht mit der UEFA weiter, die Finanzielles Fair Play fordert, deren Boss Michel Platini aber neun Jahre (!!) nach Ende seines Arbeitsvertrages einfällt, dass ihm noch zwei Millionen Fränkli zustehen. Die fordert er bei Blatter ein – und der bezahlt anstandslos, ohne Vertrag.
Jetzt der Skandal um das Sommermärchen. Der DFB hat Märchen erzählt, für den märchenhaften Sommer haben die Fans gesorgt. Es besteht aber die Gefahr, dass die Fans angesichts all der Skandale und Skandälchen, der Schieberei und der Freundschaftsdienste, bald die Schnauze voll haben vom Profifußball. Es besteht die Gefahr, dass bald FIFA, UEFA, DFB und DFL den Fans hinterher laufen müssen, statt Karten zu verlosen.
Schon das Länderspiel in Hannover gegen einen hochkarätigen Gegner war nicht ausverkauft. DFL-Chef Christian Seifert, ein weitsichtiger Mensch, warnt im Bundesliga-Magazin, der Hauspostille der Deutschen Fußball Liga: „Die großen Fußballinstitutionen befinden sich weltweit leider zunehmend in einer Vertrauenskrise.“ Zunehmend.
Es wird Zeit, dass der Profifußball einen Ausweg sucht. Einen glaubwürdigen. Schon stellen Politiker, die ihm nicht wohlgesonnen sind, die Gemeinnützigkeit und die damit verbundenen steuerlichen Vorteile in Frage. Mönchlein, Mönchlein, Du gehst einen schweren Gang.
Rainer Kalb