Schiedsrichter

Wir Journalisten sind nur teilnehmende Beobachter. Mehmet Scholl war jahrelang Teilnehmer. Und wie der Ex-Teilnehmer als jetzt teilnehmender Beobachter den saudi-arabischen Schiedsrichter des Spiels Russland – Mexiko, Fahad Al Mirsadi, in den Senkel stellte, das war aller Ehren wert. Da hat er sich den geldfördernden Titel « Experte » wirklich verdient.

Ich selbst wäre mit dem Saudi nicht ganz so hart ins Gericht gegangen, aber ich bin ja kein Experte. Natürlich stimmt es, dass Fahad Al Mirsadi überfordert war, so wie auch  der Kolumbianer Roldan beim Spiel Deutschland – Kamerun, als es um den Platzverweis ging.

Mehmet Scholl hat dann noch einige Sekunden gehabt, um den Finger in die Wunde zu legen. Die Auswahl der Schiedsrichter für eine Weltmeisterschaft – und der Konföderationen-Pokal soll ja in jeder Hinsicht ein Testlauf sein – erfolgt leider nach Proporz, nicht nach Leistung.

Aber die Mauschelei ist bei der FIFA schließlich Prinzip. Alles wird im stillen Kämmerlein verhandelt, und wenn etwas an die Öffentlichkeit dringt, dann nur drei Mal chemisch gereinigt.

Warum muss es Schiedsrichter aus Asien, Afrika oder Ozeanien geben ? Das mag rassistisch klingen, ist aber weit davon entfernt. Gemeint ist : Warum dürfen bei einem Treffen der Profis Amateure auf weltweiter Bühne auftreten und ihren Fortbildungskurs genießen ? Warum darf es in Russland bei der WM im nächsten Jahr nur einen deutschen Schiedsrichter geben und keinen zweiten, wenn der besser sein sollte als sein Kollege aus einem anderen europäischen Proporz-Land ? Warum hingegen stellt Jogi Löw im Testspiel gegen Dänemark zwei Spieler von Paris St. Germain (Trapp / Draxler) auf und nur einen von Bayern München (Kimmich) ? Eben. Da geht es nicht um Proporz, da geht es um Leistung. 

Europa hat nun einmal die besten Mannschaften und die besten Schiedsrichter. Die FIFA verschanzt sich hinter dem Argument, wenn es bei der WM zu einem Spiel Deutschland – Japan käme, bedürfe es aus Gründen der Neutralität eines afrikanischen Schiedsrichters. Und wenn Deutschland ins Halbfinale käme, müssten alle deutschen Schiedsrichter nach Hause fliegen. Deshalb könne man aus Risikogründen nicht mehr als einen nehmen.

Das ist, mit Verlaub gesagt, die FIFA-Scheinheiligkeit seit Ewigkeit. Afrika, Asien, Südamerika profitieren davon, dass ihre besten Spieler in europäischen Vereinen weiter entwickelt werden. Dann sollte die FIFA Leute wie Fahad Al Mirdasi oder Roldan zunächst in die Bundesliga oder andere europäische Ligen schicken, ehe sie bei einer Mini-WM pfeifen dürfen. Dann würden sie – wie die Profis – Konkurrenz kennen lernen, und nicht, unter dem Schutzschild « Proporz », zu einer WM segeln.

P.S. : Die Frage allerdings ist, ob der DFB ausländische Schiedsrichter überhaupt akzeptieren würde. Zwar gibt es die Kampagne der DFB-Stiftung Egidius Braun « 2:0 für ein Willkommen » zur Integration von Flüchtlingen, aber schon wenn eine chinesische Mannschaft zu Fortbildungszwecken in den Spielbetrieb integriert werden soll, hapert es. Aber das ist ein anderes Thema.

 

Rainer Kalb

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