Videobeweis in Russland

Der gewesene Sepp Blatter war dagegen. Der gewesene Michel Platini war dagegen. Der gefühlte Sepp, Infantino genannt, ist vehement dafür. Und die erzkonservativen Briten, die in der achtköpfigen Regelhüterregierung aus historischen Gründen vier Stimmen haben, waren auch lange dagegen. Gegen den Videobeweis.

Jetzt wird er in den Regeln verankert, obwohl gerade in Großbritannien bei Tests Ergebnisse aufgetaucht sind, die jeden Stammtisch zum Lachen bringen.

Regeländerungen sind seit den ersten Fußballregeln 1863 gang und gäbe. Schiedsrichter und Elfmeter gibt es erst seit 1891 ; die Abseitsregel wurde mehrfach geändert. Die letzten gravierenden Veränderungen für die Fans waren die Einführung der Nachspielzeit, das Verbot des Rückpasses zum Torwart, gleiche Höhe kein Abseits, zehn Spielbälle am Rand, um nicht auf das « Gerät » warten zu müssen (was dazu führt, dass sich heute mehrere Akteure den « Spielball » als Trophäe sichern können).

Jetzt also der Videobeweis. In der Bundesliga scheint er sich nach Anlaufschwierigkeiten zu bewähren, wie am Wochenende deutlich zu bemerken war. Nur : Ist er schon für eine Weltmeisterschaft geeignet ? Die Erfahrungen beim Confed-Cup im letzten Jahr geben zu berechtigten Zweifeln Anlass. Da war das manchmal Slapstick (Rote Karte oder nicht, falscher Spieler).

Verkehrssprache bei einer WM ist englisch, doch ist die Aussprache des Englischen bei Afrikanern, Europäern, Aiaten, Südamerikanern sowie denen aus Ozeanien (Australien) sehr, sehr unterschiedlich und missverständlich. Es reicht, Ohrenzeuge zu werden, wenn ein Deutscher und ein Franzose sich auf englisch verständigen wollen. Da ist es meist erfolgreicher, jeder spricht seine Heimatsprache, die der andere eigentlich nicht versteht.

FIFA-Präsident Infantino verstieg sich zu der verwegenen Behauptung, die Schiedsrichter würden seit zwei Jahren auf den Videobeweis geschult. Da bei einer WM nicht die besten Schiedsrichter, sondern solche aus allen Kontinenten zum Einsatz kommen, wäre interessant zu erfahren, wie Schiedsrichter aus Afrika, Südamerika, Asien schon seit zwei Jahren Erfahrung mit dem Video-Beweis gesammelt haben. Und ob die WM-Schiedsrichter insgeheim schon seit zwei Jahren feststehen. Und die Video-Assistenten auch.

Hinzu kommt, dass UEFA-Präsident Aleksander Ceferin sich vehement gegen den Videobeweis ausgesprochen hat. Er wird in der Champions League – und die ist schließlich der bedeutendste Klub-Wettbewerb der Welt - jedenfalls nicht eingeführt. Dort bleibt es bei den zwei von Platini erfundenen Torrichtern, von denen man allerdings auch nicht weiß, was sie eigentlich sehen und wie sie dem Schiedsrichter helfen. Und ob sie bei Reise- und Hotelkosten sowie Spesen auf die Jahre gesehen preiswerter sind als die Einmalkosten der Installierung einer Video-Überwachung sei auch dahin gestellt.

Der « Rat der Weisen », wie das frühere FIFA-Exekutivkomitee sich jetzt nennt, muss der Einführung des Video-Beweises bei der WM noch zustimmen. Normalerweise gilt das Gremium als Abnickverein für den Willen des Präsidenten. Es wird spannend sein, zu verfolgen, wie sich die Europäer verhalten werden. Ceferin oder Infantino ? Warten wir's ab.

Nur eines ist sicher : Wir Journalisten können uns die Hände reiben. Wir haben jetzt schon ein WM-Dauerthema.

 

Rainer Kalb

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