Der Volkssport

Die billigste Eintrittskarte für das Champions League Finale am 26. Mai in Kiew kostet 70 Euro ; die teuerste 450 Euro. Nach Kiew zu reisen, ist vielleicht preiswert, aber immer noch happig. Die dortigen Hoteliers dürften die kapitalistische Devise von « Angebot und Nachfrage » auch längst verinnerlicht haben.

Die UEFA tut ja immer noch so, als sei sie die einzig legitimierte Vertreterin des Volkssportes Fußball. Dabei ist sie längst zum Spielball des Kapitals, also der Top-Vereine verkommen. Die tönen : « Wer zahlt, bestellt die Musik ». Und da die Vereine die Spieler bezahlen, muss die UEFA Cash vorbeibringen ; sonst spielt die Musik nicht mehr.

22300 von 63000 Karten, also mehr als ein Drittel, sind für – so die offizielle Pressemitteilung der UEFA – das « Lokale Organisationskomitee, die UEFA und die Nationalverbände, die kommerziellen Partner und Sendeanstalten » reserviert «  bzw. sind Teil des Corporate-Hospitality-Programms » ; lies : VIP-Karten mit reserviertem Parkplatz, Verköstigung und Champagner. Preis auf Anfrage.

Je 17000 Tickets sind für die Finalteilnehmer reserviert . Das erscheint honorig, doch ein Schuh wird daraus nur, wenn bedacht wird, dass die UEFA und die Profivereine zum Verkauf ihres Produktes schließlich auch noch Stimmung benötigen – und die wird nicht von den Champagner-Seelen hergestellt.

Ach so : Für die Fußball-Liebhaber, die nicht Fan einer der beiden Endspielteilnehmer sind (also die in Kiew beispielsweise oder in Wien oder in Amsterdam) bleiben « weltweit », New York und Melbourne einbegriffen, 6700 Tickets übrig. Das sind keine elf Prozent für Freunde des Fußballs.

Der gewesene FIFA-Chef Sepp Blatter, dem vor Jahrzehnten mal eine ähnliche Diskrepanz zwischen Preisgestaltung, Kontingentverteilung und Volkssport vorgehalten wurde, antwortete darauf sinngemäß lakonisch : « Für ein Pavarotti-Konzert müssen Sie auch mehr bezahlen als für eine Theateraufführung in der Provinz. »

Stimmt. Aber Pavarotti war nur ein Name für Insider. Er war nie ein Volkssport. Und vor dem WM-Finale 1998 war der Eintritt zu seinem Konzert unter dem Eiffelturm frei.

Das jüngste und beschämendste Einknicken der UEFA vor der Geldmacherei wird ab der neuen Saison in der Champions League zu beobachten sein. Als die Deutschen Juergen Lenz und Klaus Hempel Anfang der 90er Jahre dieses Format erfunden haben, waren der damalige Präsident Lennart Johansson und seine Mitstreiter Feuer und Flamme für die Idee, in ganz Europa um 20.45 Uhr Fußball spielen zu lassen. Ganz Europa sollte so vor dem Fernsehschirm sitzen, die Sponsoren zeitgleich eine europaweite TV-Präsenz haben.

Ab September zerstückelt die UEFA die Europa-Idee. Gespielt wird um 18.55 Uhr und um 21.00 Uhr. Was das für arbeitende Bevölkerung oder Schulkinder heißt, sei dahingestellt. Aber warum 18.55 und nicht 19.00 Uhr ? Überhaupt : Warum beginnt die Europa-League um 19.00 Uhr und 21.05 Uhr ? Sooo lange kann die Nachspielzeit bei einem Gruppenspiel auch nicht sein. Sooo lange kann die Schalte von einem Stadion ins andere auch nicht dauern. Sooo lange können die Experten für ihre Analyse auch nicht brauchen, wenn sie sie auf den Punkt bringen.

Einen Hinweis bringt das Freundschaftsspiel Russland – Frankreich, das im März stattgefunden hat. Der in Frankreich übertragende Sender TF1 bestand auf einer Anstoßzeit von 17.50 Uhr statt der ursprünglich vorgesehenen 18.00 Uhr. Die Begründung : Man brauche die Zeit für den ausführlichen Wetterbericht vor den Hauptnachrichten. Werbung, Werbung, ick hör dir trapsen würde der Berliner sagen.

Die Ausgaben für die UEFA müssen wieder reinkommen, und dafür muss der Ball rollen, wann es dem Fernsehen gefällt. Das ist in der Bundesliga so, und jetzt eben auch in Europa. Der neue Volkssport : Welcher Sender oder Streaming-Dienst überträgt wann ? Und dann wettert der DFB-Präsident gegen E-Sport. Das ist doch Training, Mann, um richtigen Fußball sehen zu können !

 

Rainer Kalb

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