Gier und Geld

Früher, also ganz, ganz früher, gab es noch keinen « internationalen Spielkalender », der den europäischen Profi-Vereinen erlaubte, ihre südamerikanischen oder afrikanischen Angestellten so über die Kontinente zu verschicken, dass sie zum Wohle ihres Arbeitgebers (wer gibt eigentlich die Arbeit ?) mit zwei Länderspielen in fünf Tagen möglichst wenige Reisestrapazen hatten. Da wurden Freundschaftsspiele mal « einfach so » abgeschlossen.

Früher, also ganz früher, hat der damalige, heute noch lebende Ex-Präsident des Deutschen Fußball-Bundes Egidius Braun erkannt : «Wir müssen das Flämmchen der Hoffnung auch in die entlegensten Winkel Europas tragen. » Was übersetzt aus der Funktionärs-Sprache eines ehemaligen Schatzmeisters indirekt hieß: Wir als DFB kassieren sowieso genug. Da können wir dem Kleinen auch noch ein paar Brosamen aus der Fernsehvermarktung in Deutschland überlassen. Deshalb Freundschaftsspiele gegen Malta, Luxemburg, Liechtenstein oder so. Tat der Abteilung « soziale und gesamtgesellschaftliche Verantwortung » im Kollektiv-Gewissen des DFB immer sehr gut. 

Früher, also eindeutig ohne « ganz » , hat die Gier nach Geld nicht nur die Profivereine übermannt, sondern längst auch die Verbände. Ehre. Kein Amt. Freundschaft. Spiel. Alles hohles Wortgeklingel.

Jedes Freundschaftsspiel musste zumindest zu einem « Testspiel » werden ; Freundschaft gibt es offiziell nicht mehr. Jetzt hat die UEFA, also der Verband aller 55 europäischen Verbände, diesen neuen komischen Wettbewerb erfunden. Plötzlich gibt es nur noch « Pflichtspiele », plötzlich kann Joachim Löw « absteigen », Eine künstliche Überhöhung der Bedeutung zweier eigentlich banaler Spiele, nur um noch mehr TV- und Werbegelder aus einem diffusen « Markt » heraus zu pressen, der irgendwann wie eine Blase in sich zusammen fallen wird.

Einige Spieler haben die « Pflichtspiele » schon mal sicherheitshalber abgesagt – Vereinsmillionen verpflichten zur Heilung und zur Ruhe. Vielleicht sollte die Propaganda-Abteilung des DFB (heute: Direktion für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit) den Blessierten und den Vielreisenden (Berlin – Amsterdam – Paris und nach Hause) mal den Roman « Deutschstunde » von Siegried Lenz zur ruhigen Lektüre zur Verfügung stellen. In dem 1968 erschienenen Roman muss ein Häftling – was ja durchaus an die Situation von manchem in der Freizeit in seiner Freiheit eingeschränkten Profifußballer erinnert – einen Aufastz schreiben über « die Freuden der Pflicht ». Er gibt ein leeres Blatt ab.

Früher waren « Freundschaftsspiele » zwischen Deutschland und dem Weltmeister Frankreich sowie dem in herzlicher Abneigung verbundenen Rivalen Holland ein Feiertag. Jetzt sind die Spiele - vier Mal in einem Jahr ! - zum normalen Alltag verkommen. Wie kann da noch Neugierde – auch auf die Kleinen – aufkommen ? Es bleibt nur das große Gähnen. Der UEFA und den Geldfressern sei Dank.

Nebensächlich sei angemerkt, dass das eigentlich für Sommer 2018 geplante Benefiz-Länderspiel zugunsten der DFB-Stiftungen Egidius Braun und Sepp Herberger immer noch nicht terminiert ist. Eigentlich hätte, um den Stiftungen sechs Millionen in die Kassen zu spülen, das Spiel am 8. Juni gegen Saudi-Arabien gereicht. Jetzt müssen Kuratorium und DFB ran. Es gibt keine Freu(n)de mehr, nur Pflicht.

 

Rainer Kalb

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