Eurovision

Eine Revolution bereitet sich vor : Die Europameisterschaft 2024, die in Deutschland stattfindet, wird ausgerechnet in Deutschland erstmals nicht im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen sein. Die Europäische Fußball Union (UEFA) ist dabei, die TV-Rechte an dem Turnier an die Telekom zu verhökern. Deren Pay-Internet-Angebot Magenta lockt bisher weit weniger als die angestrebten fünf Millionen Abonennten, weshalb eine « Investition » in den Fußball als kluge PR-Maßnahme erscheint. Die UEFA aber muss sich Heuchelei vorwerfen lassen.

Bekanntlich streben immer weniger Kinder in Vereine, sei's, weil es zu wenige gibt, sei's, weil sich die Interessen verlagern. Zum einen verweist die UEFA stolz darauf, welch einen Sog Übertragungen von Elite-Spielen (Nationalmannschaften, Champions League) auf die junge Generation auswirkt. Zum anderen versteckt sie den Top-Fußball des schnöden Mammons willen im Nischen-Fensehen. Zehn Millionen Zuschauer bei ARD/ZDF sind schließlich etwas anderes als geschätzte 3,7 Millionen Abonennten bei Magenta (von denen zudem auch nicht jeder Fußball schaut.) Die UEFA ist eine Gelddruckmaschine, kein Vertreter des Fußballs mehr. Aber das wird so weitergehen, solange auch die Sponsoren weiter blechen, obwohl sie keiner mehr sieht.

Und die Verbände, die schließlich die UEFA bilden und für Nachwuchs und Amateure zuständig sind, da sie ihre Profivereine schon längst in eigene Ligen ausgegliedert haben ? Die sollten sich schämen, ihren gewählten europäischen Vertretern nicht auf den Fuß zu treten, sondern sogar noch in den Arm zu fallen. Auch aus Geldgier. Denn was bleibt ihnen noch als Goldesel, außer der Nationalmannschaft ?

So treiben alle Funktionäre ihr Spiel auf dem Rücken des Fans, der nur noch entscheiden kann, sein Geld für Amateurfußball in Natur oder Profifußball vor der Glotze auszugeben. Für beides dürfte es nicht mehr reichen.

Natürlich wird nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Dank der ausnahmsweise einmal weisen Voraussicht unserer Politiker wurden Spiele der deutschen Nationalmannschaft, ein EM-Eröffnungsspiel, die Halbfinale und das Endspiel als eine Art « nationales Kulturgut » eingestuft. Die Politiker haben eben noch ein Gespür für's Volk, welches die Geldhaie von der UEFA (« Volkssport Fußball ») längst verloren haben. Das heißt, minimal sechs Spiele von 51 (Eröffnungsspiel mit Deutschland), maximal neun (Eröffnungsspiel ohne Deutschland, drei Gruppenspiele, Achtelfinale, Viertelfinale, beide Halbfinale, Endspiel) müssen im frei empfangbaren Fernsehen zu sehen sein. Heißa, das wird ein heißes Wettbieten zwischen Vox, Pro7, Sport 1, RTL, SAT1, Kabel1, Nitro, ARD, ZDF und wer da sonst noch rumkreucht und -fleucht! Die Telekom rechnet jetzt schon, wie viel der zu viel bezahlten Millionen sie von eifersüchtig sich überbietenden Deppen zurück holen kann.

Wobei: So, wie einige Kommentatoren das sehen, geht es nun auch nicht. Da wird gejubelt : die 150 Millionen, die ARD und ZDF (geschätzt) in die Übertragungsrechte für die EM 2020 stecken, könnten vier Jahre später « besserem Journalismus » zukommen. « Besserer Journalismus » ? Heisst das : Noch mehr Talk-Gelaber ? Heißt das : Noch ein Krimi mit vorhersehbarem Ende ? Heißt das : Noch mehr Pilcher ?

Wenn ein DFB mit rund 6,5 Millionen Mitgliedern der größte Einzelsportverband der Welt ist, dann hat das öffentlich-rechtliche Fernsehen die Pflicht, alle Anstrengungen zu unternehmen, die Tätgkeit der Elite abzubilden. Nur Ergebnisdienst und Schnipsel reicht da nicht. Phoenix zeigt ja auch den Bundestag, nicht den Kreistag. Und wenn ARD/ZDF Länderspiele an RTL verlieren, ist das erträglich, denn RTL ist ja auch frei empfangbar. Wenn es aber bei einer EM in Deutschland keine Eurovision mehr gibt, sondern nur noch bei einer Musikveranstaltung – dann haben Kritiker des « zu viel Fußball » im Fernsehen Scheuklappen auf, aber keinen Bezug zur Realität mehr. 

« Tagesschau » und « Heute » haben weniger Quote als ein Fußballspiel. Niemand käme auf die Idee, Qualität geghen Quantität auszuspielen und eine Verlegung der Nachrichten ins Pay-TV zu fordern. Warum aber eine EM ? Warum lässt das Europaparlament die UEFA gewähren ? So viel zur Eurovision.

 

Rainer Kalb

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Gegründet wurden die LIPPEFOHLEN am Freitag, 11. Juli 2008 und sind seitdem unter der Fanclubnummer (BFC) 0853 bei Borussia Mönchengladbach registriert. Derzeit treffen sich 110 Mitglieder im Alter von 0-82 Jahren zu Stammtischen oder Fahrten in den Borussia Park.

Weiterhin werden regelmäßig Spiele im TV geschaut und einmal im Jahr findet das große Sommerfest / Saisonabschlussfest statt.

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