Brexit und Exit

Manchester City ist für zwei Jahre für europäische Wettbewerbe gesperrt worden. Selbst Jürgen Klopp weint Tränen. Der FC Bayern hoffentlich nicht.

2011 hat Michel Platini das finanzielle Fair Play in den europäischen Fußball eingeführt. Es besagt im Grunde, dass ein Verein nicht mehr ausgeben darf als er einnimmt, um zu unterbinden, dass Mafiosi, Oligarchen, Geldwäscher oder weltweite Unternehmen sich auf Kosten des Fußballs ein sauberes Image verschaffen oder Pokale erstehlen – also den Fußball als Spiel unterminieren.

Die Financial Fair Play-Regel ist weltweit als Muster ohne Wert ausgelacht worden, zumal Michel Platini selber für vier Jahre verbannt wurde, weil er einen Handschlagvertrag mit einer Verspätung von rund acht Jahren eingefordert hatte. So läuft das halt im Fußball.

Anfangs wurden nur die « Kleinen », meist aus Osteuropa, milde bestraft. Sie ließen sich erwischen, weil sie die « kreative Buchführung » nicht beherrschten. Aber es traf auch schon Große. Paris St. Germain steht seit den Millionentransfers von Neymar und Mbappé sowie deren Millionengehältern (3,0 Mio/Monat für den Brasilianer, 1,9 Mio/Monat für das französische Wunderkind) im Fadenkreuz der Ermittler, wehrte sich aber erfolgreich gegen eine Strafe vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS. Der AC Mailand war nach einem außergerichtlichen Vergleich 2019/20 vom Europapokal ausgeschlossen worden.

Der Ausschluss vom Königspokal ist die härteste aller möglichen Strafen. Die UEFA kann auch sanftere Daumenschrauben anlegen : Beschränkung der Transferausgaben, Reduzierung der Spieleranzahl, die für die Teilnahme an der Champions League angemeldet werden darf...

Aber Manchester City hat es offensichtlich übertrieben. Die UEFA geht davon aus, beweisen zu können, dass der Verein Sponsorenverträge vorgelegt hat, die nur zu einem Bruchteil bedient wurden. Den Unterschied zwischen der auf dem Papier festgehaltenen Summe und der tatsächlich geflossenen Sponsorenleistung glich der arabische Besitzer aus – noch ein Beweis für die Sinnhaftigkeit der deutschen 50+1-Regel. In der Bundesliga ist jedenfalls kein Fall bekannt, dass ein Teilnehmer an der Champions League oder der Europa League die UEFA hat übers Ohr hauen wollen.

Kritiker werfen der UEFA vor, mit dem Instrument des Financial Fair Play Ermittler, Ankläger und Richter in einem zu sein. Andere verweisen darauf, dass mit der Regel « Ausgaben nicht höher als Einnahmen » gerade osteuropäische Klubs nie groß werden können, denn die dortigen Ligen erzielen viel geringere TV-Einnahmen als die Bundesliga oder gar die Premier League.

Dennoch ist der Ansatz im Prinzip richtig, so unvollkommen er auch sein mag. Wenn Fußball nur noch Geschäft und kein Sport mehr ist, zerstört er sich auf Dauer selber.

Manchester City übrigens droht jetzt die Implosion. 30 Millionen Euro Strafe, 100 Millionen Einnahme-Ausfall mindestens und die Stars nebst Trainer Pep Guardiola werden auch nicht zwei Jahre lang auf die internationale Bühne verzichten wollen. Vielleicht zeigt nach einem Jahrzehnt das Financial Fair Play doch seine heilsame Wirkung. Brexit für England, Exit für City : Das ist die traurige Realität.

 

Rainer Kalb

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