Alte Dame

Lars Windhorst, der bislang nicht den Eindruck macht, nur ein Windhund zu sein, hat knapp 400 Millionen Euro in die « alte Dame » Herha BSC gepumpt, um sie zu liften und aus der Oma-Ecke heraus zu holen. Warum sollte die deutsche Hauptstadt nicht auf einer Stufe mit Paris oder Madrid stehen? Na ja, London hat Schwierigkeiten, aber da nehmen sich schließlich auch neun Vereine untereinander die Punkte weg.

Die Verpflichtung von Bruno Labbadia als Cheftrainer darf für einen Verein, der auf Sicht Weltstadt-Glamour verbreiten will, zumindest skeptisch gesehen werden. Zwei Mal Hamburg, ein Mal Stuttgart, Wolfsburg und Leverkusen – so glamourhaft ist die Karriere angesichts der Platzierungen nicht.

Und jetzt die Berufung von Ex-Nationaltorhüter Jens Lehmann als Chefaufseher ? Der ist bisher als meinungsstarker Experte und außerordentlicher Torhüter aufgefallen, während Labbadia ein beachtenwerter Stürmer war. Sollte Lehmann Labbadia als Warnschuss vor die Nase gesetzt worden sein, sei darauf hingewiesen : Lehmann hat es selbst als Assistenztrainer nicht lange in Augsburg ausgehalten.

Klar, die Herthaner haben am 1. Spieltag in Bremen mit 4:1 gewonnen. Aber was bedeutet das schon ? Es gab am letzten Wochenende das peinliche 1:3 gegen Eintracht Frankfurt, es gab das noch peinlichere Ausscheiden in der 1. Pokalrunde beim Zweitligisten Eintracht Braunschweig.

Geld schießt keine Tore hat der Fußballweise Otto Rehhagel immer gepredigt, und wie Recht er damit hat, stellt die Hertha gerade unter Beweis.

Just mal elf Spieler deutscher Nationalität hat Hertha im 33-köpfigen Kader. Lässt sich so eine Mannschaft bilden, die die Absicht hat, die Hauptstadt nach vorne zu bringen ?

Die Frage ist ketzerisch. Aber da fällt einem eine Bemerkung von Rainer Bonhof ein, die dieser tätigte, als der welterfahrene Borusse (Valencia, Köln und so) stöhnte : « Nach Berlin musst Du ja immer den Flieger nehmen. »

Damals stimmte das, wil die Stadt noch von der DDR umkreist war. Heute sollte es einfacher sein, Spieler für Hertha BSC zu begeistern. Und nicht nur dank Windhorst Wandertrainer und « Experten ». Aber vielleicht haben sie sich ganz oben mit Klinsmann schon die Finger verbrannt. Für Füße sind schließlich andere zuständig.

 

Rainer Kalb

 

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