Fußball ohne Deutschland

Am letzten Samstag ging die U20-Weltmeisterschaft im Fußball zu Ende. In Deutschland fand das Turnier in den Medien kaum Niederschlag, im Ausrichterland Türkei waren die Zuschauerzahlen in den Stadien mäßig. Keine große Werbung für eine Olympia-Kandidatur oder die Ausrichtung der Halbfinale und des Endspiels der EM 2020.

Weltmeister wurde Frankreich, doch das dürfte nur im Raum Freiburg im größeren Rahmen registriert worden sein. Immerhin haben die Breisgauer jetzt in der nächsten Saison in Christopher Jullien einen echten Weltmeister in ihren Reihen. Der 20-jährige Verteidiger wurde vom Zweitligisten AJ Auxerre gekauft. An einem weiteren Weltmeister soll der VfL Wolfsburg Interesse haben. Es handelt sich um den 18-jährigen Verteidiger Kurt Zouma, der noch bei AS St. Etienne unter Vertrag steht.

In Zukunft werden auch die Bayern-Fans den Weg des neuen Junioren-Weltmeisters ein wenig genauer verfolgen. Denn für die kommende U21-Europameisterschaft wurde Trainer Pierre Mankowski, der die Mannschaft drei Jahre lang betreut hat, mit der Entscheidung konfrontiert, dass ab sofort Ex-Bayern-Spieler Willy Sagnol neben seiner Rolle als Sportdirektor des französischen Verbandes die Verantwortung für die neue U21 übernehmen wird.

Deutschland wird ein wenig neidisch auf die Franzosen geschaut haben, die nach 1998 wieder einen Weltmeistertitel feiern konnten – auch wenn es „nur“ die U20 war, auch, wenn natürlich noch nicht klar ist, ob in dem Jahrgang 93 Spieler wie Zidane, Blanc, Barthez, Deschamps vorhanden sind.

Aber Deutschland war nicht einmal qualifiziert, und von den sieben Europäern schafften es nur Spanien und Frankreich ins Viertelfinale. Das einst für die Jugendarbeit gerühmte Portugal scheiterte, Spanien verlor im Viertelfinale 0:1n.V. gegen den anderen Finalisten, Uruguay.

Der Irak stand im Halbfinale, Südkorea und Uzbekistan im Viertelfinale. Das wirft Fragen auf. Die Nachwuchsschulung im deutschen Profifußball wird nach dem EM-Desaster von 2000 systematisch und mit viel Geld betrieben.  Und dann Uzbekistan im Viertel-, der Irak im Halbfinale und Deutschland nicht dabei? Wird ja wohl niemand ernsthaft behaupten, dass in den außereuropäischen Ländern mehr Geld in die Ausbildung und die Infrastruktur für den Nachwuchs gesteckt wird als in Deutschland.

Die Ergebnisse haben zum einen mit der Quotenregelung zu tun, die jedem Kontinent eine feste Teilnehmerzahl garantiert. Und sie haben damit zu tun, dass europäische Mannschaften , die technisch und taktisch ausgebildet werden, im Alter von 20 noch keine Lösung finden, wenn der Gegner nur Beton anrührt. Da fehlen Erfahrung und Ideen. Uruguay hat mit zwei Viererketten ab 30 Meter vor dem Tor nur drei Gegentore kassiert; Ghana hat 16 geschossen, Frankreich 15. Das Finale wurde im Elfmeterschießen entschieden; nach Verlängerung stand es 0:0. Frankreich gewann 4:1; Torhüter Alphonse Areola hielt zwei Strafstöße. Er spielt in der Reserve von Meister Paris St. Germain.

 

Rainer Kalb

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