Joachim Löw hat vor dem Freundschaftsländerspiel gegen Paraguay nicht vom „Aufwärmen“ geredet, sondern vom „Vorglühen“. Nun wird er wohl nicht die sommerlichen Temperaturen gemeint haben, sondern hat den Begriff aus zwei Gründen wohlweislich gewählt.
„Aufwärmen“ hört sich dann doch zu sehr nach Trainingsspielchen an, was der Einschaltquote nicht gerade dienlich wäre. „Vorglühen“ erinnert da schon ein wenig an die WM in Brasilien am Horizont, bis zu deren Beginn es nur noch rund 300 Tage, eine Meisterschaft, ein Pokal und eine Champions League sind.
Aber schon den Gegner Paraguay als „Test“ für südamerikanische Spielweise zu verkaufen, ist sehr gewagt. Wie in einem Wettkampfspiel werden die bestimmt nicht auftreten. Und Gluthitze sowie höhere Luftfeuchtigkeit erwarten die Deutschen auch erst in knapp einem Jahr. Ebenso können die Reisestrapazen vom Hotel in Mainz nach Kaiserslautern kaum mit den Belastungen verglichen werden, die gerade in dieser Hinsicht in Brasilien warten.
Zwar wird der Bundestrainer trotz der Absage von Julian Draxler eine qualitativ bessere Mannschaft aufbieten können als bei der USA-Reise. Aber durch die Tore der Legionäre Özil, Khedira, Schürrle, Podolski, Mertesacker und Klose in Freundschaftsspielen ihrer jeweiligen Mannschaften – Ex-Bayer Gomez vervollständigt das Septett der Legionäre - sollte sich niemand blenden lassen. Noch hat in Spanien, Italien und England die Meisterschaft nicht begonnen; Real Madrid und Chelsea tingelten mit ihren Mannschaften sogar noch in den USA herum, was die Spieler auch nicht frischer macht. Und dass von den Bayern nur drei Spieler im Aufgebot stehen, spricht ebenfalls nicht dafür, dass die Nationalmannschaft ein Feuerwerk abbrennen wird. Es bedarf keiner hellseherischen Fähigkeiten, um vorherzusagen, dass am Mittwoch die Glut unter manchem Grill heißer sein wird als die Betriebstemperatur der Löw-Elf.
Aber der August-Termin für Länderspiele gerät Jahr für Jahr in die Diskussion. Er ist eben vom Weltfußballverband für Länder gedacht, für die in unserem Sommer Winter ist und für die, wo der Winter zu lange dauert und zu streng ist.
Lösungen müssen spätestens für die WM in neun Jahren in Katar her. Und da hat UEFA-Präsident Michel Platini schon ein interessantes Gedankenspiel in die Öffentlichkeit getragen, das von Karl-Heinz Rummenigge, dem Präsidenten der europäischen Klub-Vereinigung, grundsätzlich positiv beurteilt wurde. Demnach wird eine Saison nicht mehr so gespielt, dass sich Meisterschaft, Champions League und Länderspiele mischen, sondern in verschiedene „Blöcken“. Drei Monate nur Meisterschaft, ein Monat nur Champions League, ein Monat nur Länderspiele.
Das würde auf den ersten Blick jeden Wettbewerb interessanter machen, weil er die gesamte Aufmerksamkeit allein auf sich zieht. Was aber machen die Vereine monatelang, die keine Nationalspieler abstellen müssen und auch international nur zuschauen? Da sind noch viele Details zu klären und Hindernisse aus dem Weg zu räumen.
Rainer Kalb