Was Bayer Leverkusen in der Champions League letzte Woche gegen Manchester United geboten hat, ging schon an die Nieren.
So gesehen war es kein Wunder, dass Sportdirektor Rudi Völler mit einer Nierenkolik ins Krankenhaus musste. Er, seit 1996 – abgesehen von seinem Ausflug als Teamchef, wo er deutsche Interessen vor Werks-Interessen stellte - hatte sich die harsche und barsche Kritik nach dem 0:5-Debakel so zu Herzen genommen, dass er aus eben diesem Herzen keine Mördergrube machte sondern zu einer erneuten Waldi-Wutrede ansetzte.
Natürlich muss ein Weltmeister ausrasten, wenn ein gleichberechtigter Geschäftsführer „Vizekusen“ markenrechtlich schützen lässt. Aber so sind sie nun einmal, die Bosse für die Kohle. Wie sollen sie diese auch anschaffen, wenn sich in das Stadion nur ein Drittel der Leute pressen lassen, die in eine Allianz-Arena oder einen Signal-Iduna-Park passen?
Wobei: Im Grunde seines Herzens ist Rudi Völler wütend auf sich selber- und verzweifelt. Die populären Vereine Schalke und Dortmund haben auf Kohle gebaut – Leverkusen hat sie (Dortmund inzwischen auch). Nur die Ergebnisse fehlen, wenn es darauf ankommt. Dann fehlt den Spielern die Seele, die Liebe zum Trikot. Leverkusen liefert in entscheidenden Situationen immer wieder nur dramatische Momente des Scheiterns.
Stichwort Unterhaching.
Wann hätte Leverkusen je ein heroisches Spiel geliefert, das sich zur Legendenbildung eignet? Das letzte war 1988, als Leverkusen nach einem 0:3 bei Espanyol Barcelona das Spiel noch drehte und im Elfmeterschießen den UEFA-Pokal gewann. Es blieb neben dem Pokalsieg von 1993 der einzige Titel in der Vereinsgeschichte der Werkself.
Auch wenn Leverkusen am Wochenende als Zweiter nach Dortmund fährt – und wieder scheitert?: im Bewusstsein der Fans gilt immer noch die Borussia als wahrer Bayern-Herausforderer. Gewiss, Bayer hat Großartiges für die Bundesliga geleistet, als sie ihr Chemie-Netz auswarfen und Brasilianer reihenweise in die Bundesliga holten, die sie dann für die Bayern ausgebildet haben. Es stimmt, sie haben auch Bernd Schuster oder Michael Ballack zurück in die Bundesliga geholt. Se haben sogar ein System mit einem Trainer auf der Tribüne ausprobiert- Berti Vogts, wegen der besseren Übersicht.
Aber an die Volksseele sind sie nie herangekommen. Sie sind immer der Plastikklub gebliebn, gerade auch im Vergleich zum Nachbarn 1. FC Köln Es ist eben die Kohle, die wärmt, nicht das Geld. Und Aspirin vertreibt Kopfschmerzen – mehr nicht.
Rainer Kalb