Das Malaga-Exempel

Wer Immobilien-Spekulant ist, kennt Malaga von der spanischen Bau-Blase her. Wer Normalbürger ist, kennt Malaga als Eissorte. Wer Fußball-Fan ist, kennt Malaga neuerdings als bösen Buben.

Am Achtelfinalisten der Champions League hat die UEFA jetzt ihr Mütchen gekühlt. Wegen Verstoßes gegen as Financial Fair Play darf der spanische Erstligist nicht am Europapokal teilnehmen, auch wenn er sich sportlich in den nächsten vier Jahren dafür qualifiziert. Und wenn er bis zum 31. März nicht seine Millionenschulden aus Transfergeldern, Spielergehältern, Sozialabgaben, Steuern bezahlt, gilt das sogar für ein zweites Jahr.
Ach wie gut, dass Malaga die Millionen aus der laufenden Champions League noch mitnehmen darf! Bestraft wurden – mit Frist bis zum 31. März zur Regulierung ihrer Verhältnisse – auch Hajduk Split, NK Osijek, Rapid und Dinamo Bukarest, Partizan Belgrad.
Da haben sich UEFA-Präsident Michel Platini und der Präsident der europäischen Profiklubs Karl-Heinz Rummenigge gegenseitig so heftig auf die Schultern geklopft, dass befürchtet werden musste, ein Masseur-Besuch war danach angesagt. Statt jahrelangem Wortgeklingel endlich mit Wattebäuschchen geschossen! Wenn das kein Fortschritt ist!
Malaga wird im Schlund eisschlürfender Touristen verschwinden, ob Belgrad oder Bukarest in Europa mitkicken, interessiert in Westeuropa keine Menschenseele.
Ernst genommen wird das Geschwafel vom Financial Fair Play ja sowieso nur, weil der Fußball-Weltverband FIFA, angeblich zum Wohle des Fußballs da, in unendlichen Korruptionsaffären verstrickt ist, anderen Aufklärung er nicht sonderlich interessiert scheint. Da macht sich die Initiative de europäischen Verbandes richtig gut.
Doch auch dort bleiben brennende Fragen unbeantwortet. Wie drücken Barcelona und Madrid ihre Millionen-Schulden weg? Was ist mit der Finanzierung der englischen Vereine? Welche Tricks wendet Paris St.
Germain an, um mit Platini-Sohn Laurent als juristischem Berater die Millionen aus Katar nicht als wettbewerbsverzerrende Zuwendungen erscheinen zu lassen?
Und selbst in der hochgelobten Bundesliga mit ihrer 50+1-Regelung: Was ist das für ein Financial Fair Play, wenn Nürnbergs Dieter Hecking für 750.000 Euro von heute auf morgen den Bettel hinschmeißen kann? Für Wolfsburg Portokasse.
Aber Rummenigge und Platini wandern Seit‘ an Seit‘. Es fällt auf, dass nach wie vor Uli Hoeneß poltert, Rummenigge aber immer schmallippiger und staatstragender wird und wirkt. Der Ex-Fußballer regt sich bei oder nach einem Spiel gar nicht mehr auf. Es reicht, die Bankettreden nach Champions-League-Spielen von einst Beckenbauer und aktuell Rummenigge zu vergleichen...
Platini will 2015 Blatter beerben. Dann wird der Stuhl des UEFA-Präsidenten frei. Ist es zu frei gedacht, dass Rummenigge den Hebel des Financial Fair Plays und seine Macht in der ECA nutzen will, um UEFA-Präsident zu werden? Ein deutsche Exko-Mitglied, egal ob Theo Zwanziger oder Wolfgang Niersbach, dürften ihm jedenfalls nicht im Wege stehen.

Rainer Kalb im Internet unter www.gazetta24.de

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