Als die Qualifkationsgruppen zur WM 2014 in Brasilien ausgelost waren, hatte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) die Spielplangestaltung weitgehend selbst in der Hand. Gegen den unattraktiven Gegner Kasachstan wollte er die Aufgabe schnell erledigt haben. Einmal hin, einmal her –in fünf Tagen, war nicht schwer.
Jetzt dauert es bis Anfang September, also mehr als fünf Monate, ehe es in der WM-Quali mit dem Spiel gegen Österreich weiter geht. Wie soll bei solchen Zeitspannen eine Vorfreude auf die Weltmeisterschaft aufkommen? Wie ein verirrter Felsbrocken ragt hin und wieder ein Qualifikationsspiel aus dem Laufe der Zeit empor – zu wenig, um zu begeistern.
Und es wird noch schlimmer kommen. Qualifizieren sich jetzt nur 13 von 53 europäischen Mannschaften für das Spektakel in Brasilien und nur die neun Gruppenersten direkt – was im Oktober noch einen Hauch von Spannung erzeugt und im November zu vier K.o.-Spielen führt, die endlich Spannung versprechen - so gibt es für die EM 2016 sage und schreibe 23 Fahrscheine für 52 Kandidaten. Das heißt, es qualifizieren sich mehr Mannschaften als in zwei Jahren Spielbetrieb ausscheiden!
Natürlich ließe sich das mit 25 K.o.-Spielen und drei Freilosen lösen, In fünf Tagen wäre alles geklärt, und zwei Jahre lang würde kein Pflichtländerspiel mehr Bundesliga, Pokal, Champions League oder Europa League stören. Diese Wettbewerbe beziehen ihre Spannung ja gerade auch aus der Regelmäßigkeit, mit der sie stattfinden. Aber eine Qualifikation schnell erledigen, das wollen weder Nationalverbände noch UEFA. Die wollen möglichst viele Länderspiele, um Fernsehmillionen zu scheffeln. Selbst der unwichtigste Qualifikations-Kick sorgt meist für höhere Einschaltquoten als jede „Wetten dass“-Sendung.
Dann aber sollte die UEFA die FIFA dazu drängen, den internationalen Spielkalender radikal umzubauen. Dann sollten die Qualifikationsspiele für ein Großturnier nicht scheibchenweise über 18 Monate zerstreut stattfinden sondern in einem Block von sechs Wochen vor oder nach einer Bundesliga-Halbserie. Dann käme wenigstens so etwas wie ein Vorgefühl auf WM oder EM auf, dann stünde die Nationalmannschaft acht Wochen lang im Fokus – und nicht, wie jetzt, wie ein Bittsteller am Wegrand.
Der DFB bemüht sich nach Kräften, dass sein Geldbringer trotzdem im Gespräch bleibt. Im Sommer wird gegen Ecuador, Paraguay und in den USA gespielt. Die Freundschaftsbegegnungen können unter zwei Aspekten verkauft werden: Test gegen südamerikanische Spielweise, weil man bei der WM garantiert auf eine südamerikanische Auswahl treffen wird. Und zweitens, Spielern aus der 2. Reihe Spielpraxis gewähren. Der Haken dabei: die „richtige“ A-Mannschaft wird im Sommer niemand zu sehen bekommen. Es ist ja kein Ernstfall.
Rainer Kalb