Es ist doch alles nur noch Lug und Trug, und wenn die Fans heute darauf schimpfen, dass „die Presse“ nur noch Lügen verbreite, dann müssten exakt sie selbst mal sehen, wie heutzutage Presseabteilungen der Vereine, die oft stärker besetzt sind als die Mannschaftskader, mit der „freien“ Presse umgehen.
Der einzige, der in diesen schäbigen Tagen aufrichtig war, war Huub Stevens. Der hat am Samstag direkt verkündet, dass mit dem Klassenerhalt seine Mission beendet ist. Klare Kante des Knurrers aus Kerkrade.
Am Samstag noch hat Armin Veh jegliche Entscheidung bestritten, um am Montag seinen Wechsel zum VfB Stuttgart bekannt zu geben. Seinen Abschied aus Frankfurt hatte er damit begründet, er suche eine Mannschaft mit „mehr Perspektive“. Na dann mal viel Glück im Schwabenland, wo der VfB kurz vor Ende dem Tod noch von der Schüppe gesprungen ist.
Die Dreistigkeit des Wochenendes allerdings hat sich Thomas Tuchel mit Mainz geleistet. Er hat von einem Kölner PR-Agenten – in wie vielen Bereichen hat er eigentlich Agenten? – eine Erklärung verbreiten lassen, in der es heißt: "...war ein für mich persönlich notwendiger Schritt, um meine Spieler und mein Mitarbeiterteam wieder positiv beeinflussen zu können, sie vorwärtsgerichtet zu coachen und auf unserem gemeinsamen Weg weiter anzuführen".
Das muss man drei Mal laut lesen, um es sich auf der Zunge zergehen zu lassen. Da ist also einer, der trotz Vertrag nicht mehr zur Arbeit kommt, trotzdem aber – offensichtlich am Nachfolger vorbei - die Mannschaft positiv beeinflussen, vorwärtsgerichtet zu coachen und den gemeinsamen Weg weiter anzuführen“ bereit ist.
Wie denn? Mit einem Fernrohr vom Berggipfel beim Sabbatjahr? Bei einem neuen Verein als Spion? Solch einen Quatsch der Öffentlichkeit zuzumuten, lässt an den Lehrinhalten im Fach „Psychologie“ an der Sporthochschule Köln zweifeln. Da packt Tuchel seinem Nachfolger schon Wackersteine ins Gepäck wie einst Franz Beckenbauer einem Berti Vogts, dem er nach dem WM-Sieg 1990 ins Stammbuch schrieb: “Jetzt, mit den DDR-Spielern, ist Deutschland auf Jahre hinaus unschlagbar geworden.“
1992 wurde Vogts nur Vize-Europameister durch ein 0:2 gegen Dänemark.
Aber Tuchel coacht arbeitslos die Mannschaft ja nach vorne.
Im Endeffekt wird es in Mainz nur um die Knete gehen – die Summe, die der neue Verein hinlegt. Ablöse plus altes Gehalt plus Gehaltserhöhung.
So schön wie die Bundesliga ist, sie ist auch ein dreckiges Geschäft geworden.
Damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Manchmal sind, wie die Entlassungen beweisen, die Trainer arme Schweine. Vom Schlachthof seien
zitiert: Bruno Labbadia, Thorsten Fink, Michael Wiesinger, Mirko Slomka, Bert van Marwijk, Thomas Schneider, Gertjan Verbeek .Nimmt man die freiwilligen Rücktritte von Veh, Stevens und Tuchel hinzu, macht das zehn bei 18 Bundesligavereinen.
Die Manager aber bleiben. Wozu dienen eigentlich all die „Ausbildungs-Internate“ wenn alle drei Monate neue Ideen und Lehrpläne oder Gleichgültigkeit wechseln?
Rainer Kalb