Gebt den Verlierern deutlich mehr!

Es muss die Frage erlaubt sein, weshalb deutsche Manager überhaupt noch auf Vereinskosten zu Auslosungen der Champions- oder Europa-League nach Monaco oder Nyon fliegen. Die Farbe der Auswärtstrikots und das Kontingent der Gäste-Fans lässt sich auch per Mail klären.

Auslosungen im eigentlichen Sinne sind das schon lange nicht mehr. Da gibt es Gruppenspiele, damit jeder Große einen Unfall wieder reparieren kann. Das heißt dann „Planungssicherheit“ für die Melkkuh Fernsehen. Da gibt es verschiedene „Pötte“, damit die Großen nicht schon im Herbst aufeinander treffen. Da gibt es das Verbot, dass zwei deutsche Teams in eine Gruppe gelost werden. Da gibt es das Gebot, dass für’s Fernsehen zwei Mannschaften am Dienstag und zwei am Mittwoch spielen müssen – egal was die Auslosung ergibt. Da erstellt ein Computer unabhängig von der Auslosung den Spielplan.

Im Achtelfinale sind die Großen natürlich wieder gesetzt und können nicht aufeinander treffen. Und sie haben dann zunächst das Auswärtsspiel, damit sie bei einer Verlängerung bevorteilt sind. Das alles könnte auch im Hinterzimmer einer Spielhölle ausgekungelt werden, ohne Manager und Reisekosten.

So nach dem vierten Bier behaupten Journalisten manchmal gerne, dass einige Kugeln angewärmt sind, damit der Ziehende die richtigen Resultate erwischt. Bewiesen ist das natürlich nicht. Aber allein schon, dass solch eine Anekdote entstehen kann, müsste der UEFA Anlass zum Nachdenken sein.

Empörender ist allerdings etwas ganz anderes. CL-Sieger Real Madrid hat sich 2014 insgesamt ohne Zuschauereinnahmen 57,4 Millionen Euro in die Kasse gespült. Halbfinalist Bayern kam auf 44,6 Millionen. Dortmund, Schalke und Leverkusen folgten, kassierten aber immer noch mehr als der Sieger der Europa-League, der FC Sevilla (14,6 Millionen).

Das beweist: Die UEFA tut alles, damit die Reichen immer reicher werden und die Abstände auf die Verfolger immer größer. Insofern ist die Situation in der Bundesliga, in Schottland, Spanien und Frankreich sowie Italien kein Wunder. Die Ligen werden immer mehr von ein, maximal zwei Vereinen dominiert. Aber auch die Champions League wird immer langweiliger. Bei den Prognosen zu Saisonbeginn werden vier, maximal fünf übliche Verdächtige als Sieger getippt.

Es gibt eine Lösung, die das Gleichgewicht im Fußball wieder herstellen würde, aber die ist der UEFA gewiss zu radikal und revolutionär. Je weiter ein Verein kommt, desto weniger Geld dürfte er halten. Dann hätten in zehn Jahren auch mal wieder Vereine aus Osteuropa, Belgien oder den Niederlanden die Chance, die Champions League zu gewinnen.

 

Rainer Kalb

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