Ausstiegsklausel

Es gibt Tage, da veröffentlicht die Propaganda-Abteilung des DFB geschätzte drei Pressemitteilungen in 24 Stunden. Wie teuer der Flug mit der Nationalmannschaft nach Georgien wird, was die Frauen so treiben, wie es der U21 geht, wo der Weltpokal gerade herumtourt, wann Fotografen und Fernsehanstalten 15 Minuten Bilder vom Training der Nationalmannschaft machen dürfen, ehe alles geheim wird.

Völlig verständlich ist, dass Verhandlungen zwischen dem DFB und Bundestrainer Joachim Löw hingegen, sollte es sie denn geben, nicht auf dem Marktplatz ausgetragen werden. Das ist keine Geheimniskrämerei. Der gewesene DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger hat damit seine Erfahrungen gemacht, als er 2010 voreilig eine Vertragsverlängerung mit Joachim Löw verkündete, die noch gar nicht stattgefunden hatte. Die Verhandlungen zogen sich dann zäh wie Kaugummi über die ganze WM hin, und Zwanziger musste später zähneknirschend eingestehen, dass er vor seinem Posaunenstoß den Vertragsentwurf nicht einmal genau gelesen hatte.

Insofern ist gegen Geheimhaltung bei diesem sensiblen Thema nichts einzuwenden. Wenn aber die Waschweiber es schon herumtratschen, wird man sich zu einem offenen Geheimnis über eine vorzeitige Verlängerung bis zur WM 2018 so seine Gedanken machen dürfen.

Die führen zu dem Schluss: Es war zu Beginn dieses Jahrtausends schon recht vernünftig, den Profifußball in Gestalt der Deutschen Fußball Liga weitgehend vom Deutschen Fußball-Bund als Verband abzunabeln und nur noch durch einen allerdings sehr bindenden Grundlagenvertrag aneinander gefesselt zu bleiben. Denn während die Vereine im Moment wie die Löwen um die Auflösung jeglicher Ausstiegsklausel kämpfen – und sich das, wie der Fall Reus zeigt, im Zweifel auch eine Menge Geld kosten lassen – verfällt der DFB offensichtlich dem zweifelhaften Charme der Idee, in den neuen Vertrag mit Joachim Löw eine Ausstiegsklausel einzubauen.

Auch wenn die als „beiderseitig“ verkauft würde, braucht sich der geneigte Leser nichts vorzumachen: Der Arbeitgeber hat einen Trainer schon immer feuern können, auch wenn das teuer zu stehen käme. Aber wer rechnet schon damit, dass Deutschland – bei 24 von 54 Teilnehmern! – die EM-Qualifikation verpasst oder in Frankreich dann so schmählch scheitert wie 1984 Vize-Weltmeister Jupp Derwall (auch in Frankreich), der dann Hals über Kopf durch den späteren Weltmeister Franz Beckenbauer ersetzt werden musste?

Nein, eine Ausstiegsklausel bevorteilt nur Joachim Löw, der als Europameister gegen gutes Geld in die freie Wirtschaft – sprich: zu einem potenten Verein – hinausziehen könnte. Und der DFB müsste sich für den Russland-Feldzug einen neuen General suchen.

Joachim Löw, so scheint es, ist als Weltmeister auf dem Gipfel seiner Macht.

 

Rainer Kalb

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