„Fünf kleine Trainerlein die wollten Fußball spielen –
Zwei wurden in der Elb‘ ersäuft, da waren‘s dann schon sieben.“
Ja, dieser Abzählreim erinnert an ferne Kindertage und er steht, in welcher Variante auch immer, heutzutage auf der Feme-Liste. Aber er kommt unvermeidlich dem in den Sinn, der aktuell die Bundesliga betrachtet. Und ja, es ist keine Rechtfertigung, dass die Verschwundenen nicht Farbige sind und die Zahl der Arbeitsplätze immer wächst statt kleiner wird. Weil jeder neue Platz geht im Cheftrainer-Geschäft ja auch mit einer Vernichtung einher. Dass diese dann wiederum finanziell sehr, sehr abgefedert wird, steht auf einem anderen Blatt.
Dass Zinnbauer erst als Josef, wie der Jesus-Vater, betitelt wurde, bei seiner Entlassung aber nur noch als „Joe“, wie der „Little Joe“ aus der gewesenen TV-Serie „Bonanza“ – und was wäre der HSV für viele Trainer, Spieler, Funktionäre anderes gewesen als eine Goldgrube? – sei nur eine Randbemerkung.
Hamburg also mit Trainer Nummer drei in einer Saison. Das ist eine seltene Variante, zumal auch noch ein Geschäftsführer und ein Sportdirektor geholt wurden. Da Zinnbauer vom Assistenten zum erfolglosen Chef aufstieg, wird jetzt mal eben der Sportdirektor zum Trainer herabgestuft. Mit Vernunft hat das alles nichts zu tun.
Auch dem VfB Stuttgart ist ja nach dem drolligen Ausstieg des manchmal trolligen Armin Veh nicht viel eingefallen. Die Idee, Huub Stevens habe es schon einmal geschafft, die Schwaben vor dem Abstieg zu retten und werde das jetzt schon wieder schaffen, zeugt nicht gerade von Phantasie. Dort haben sie den in Bremen geschassten Robin Dutt zum Sportdirektor gemacht – das Gegenmodell zum HSV also. Mal abwarten, ob sich am Ende wenigstens ein Modell durchsetzt. Dutt ist ja bislang nur eingefallen, an Stevens festzuhalten.
Während der knorrige Kauz aus Kerkrade also den fliegenden Holländer zu Rettungseinsätzen gibt, musste Landsmann Jos Luhukay bei Hertha BSC den Weg in die Gegenrichtung antreten. Dort beschreitet Manager Michael Preetz den dritten Weg: Er lässt gegen Journalisten klagen, deren Artikel nicht aus der hauseigenen Propagandabteilung geflossen sind. Auch eine Methode, die Augen vor der Realität zu schließen.
Trainer Pal Dardai betreut gleichzeitig die ungarische Nationalmannschaft. Haben die Hertha-Spieler jetzt zwei Wochen frei? Lernt Dardai in Ungarn für die Bundesliga?
Fest im Sattel sitzen im Tabellenkeller nur Christian Streich und André Breitenreiter. In Hannover weiß Korkut, Vorname Tayfun, vor einem Spiel nie, ob er im Auge des Orkans sitzt ober ob kindliche bis kindische Mächte über ihn hereinbrechen werden.
Nur so viel ist gewiss: Auch wenn 18 Trainer gewechselt würden – zwei steigen immer ab.
Rainer Kalb