Wer den neuen Verteilerschlüssel, nach dem die 36 Profiklubs ab der kommenden Saison ihre Einnahmen aus dem nationalen Fernsehmarkt ausschütten werden, verstehen will, muss mindestens ein Vordiplom in Mathematik nachweisen können. Da aber nicht alle Präsidenten dieses Fach studiert haben, steht zu befürchten, dass nicht alle so genau wussten, was die neue Praxis für sie bedeutet.
Den wichtigsten Brocken macht der «Bestand » aus. In diesem Topf werden 70 Prozent der Gelder verteilt ; davon erhalten die Erstligisten 80 Prozent, die 2. Liga 20. Das ist identisch mit der bisherigen Verteilung. Der Tabellenführer darf nur das Doppelte verdienen wie der letzte. Würde heute schon eine Milliarde nach dem neuen Schlüssel verteilt, erhielten die Bayern aufgrund einer Fünjahreswertung, der den Abschlussplatz der Saison im Verhältnis 5-4-3-2-1 berücksichtigt, aus diesem Topf am Saisonende rund 40 Millionen Euro, Leipzig als Tabellenletzter 20 Mio. Leipzig als Tabellenletzter weil das Ranking nur die Jahre in der 1. Liga berücksichtigt – und da ist RB der einzige echte Neuling. Übrigens : Die Münchner Löwen erhielten in dieser Modellrechnung 6.49 Millionen.
Zündstoff birgt die neue Säule « Wettbewerb » in sich, die auch direkt nach Bekanntgabe bei einigen Vereinen für Unmut sorgte. 23 Prozent werden dafür aus dem Milliarden-Topf entnommen. Umd ie 230 Millionen zu verteilen, wird wieder eine Fünfjahreswertung erstellt, abere dieses Mal nicht nach Ligen getrennt, sondern für alle 36 Profivereine. Besonderheit : Kein Bundesligist darf unter Platz 24 stehen – das würde Leipzig betreffen -, kein Zweitligist über Platz 14, und die ersten sechs Vereine in dieser Tabelle erhalten je 6,5 Prozent aus dem Füllhorn (Bayern 15 Mio, TSV knapp eine). Das ist ganz klar ein Schutz für langjährige Erstligisten, die nach einem « Ausrutscher » schnell wieder aufsteigen wollen ; « ewige » Zweitligisten werden bestraft.
In Frankreich ist das so geregelt, dass jeder Absteiger jeweils zwei Millionen Euro aus dem Fernsehtopf der Erstligisten erhält, um den Niedergang abzufedern – aber das war es dann auch.
Für das Thema Nachhaltigkeit (fünf Prozent) wird noch eine Liga-übergreifende 20-Jahrestabelle erstellt ; auch Ausbildung soll sich lohnen : sage und schreibe zwei Prozent gehen an Vereine, die U23-Spielern, welche in Deutschland ausgebildet wurden, einsetzen. Es wird eine Rangliste nach Spielminuten erstellt. Die Bayern kämen so, Stand heute, auf insgesamt 59 Millionen, die Löwen auf 8,5 Millionen. Aber die Tabelle dieser Saison kann sich ja noch ändern.
Fünfjahrestabelle für 1. Liga, Fünfjahrestabelle für 2. Liga, Fünfjahrestabelle für beide Ligen, 20-Jahrestabelle für beide Ligen, Einsatzzeiten der U23-Spieler erfassen – da lohnt sich fast ein eigenes DFL-Rechenzentrum.
Rainer Kalb