Das also war's. Von Joseph S. Blatter werden wir nur noch lesen, wenn ihm nachgerufen werden muss. Keine Reduzierung der Sperre (wie noch bei Platini) ; sechs Jahre bedeuten bei einem 80-Jährigen selbst im Funktionärsfußball lebenslänglich.
Was hat Blatter erreicht ? Er hat den Wektfußball aus den Angeln gehoben, indem er 1998 als bezahlter Generalsekretär der FIFA gegen den ehrenamtlich tätigen Schweden Lennart Johansson antrat. Der damalige DFB-Präsident Egidius Braun schäumte : « Nie darf ein Angestellter gegen das Ehrenamt kandidieren. »
Er durfte doch, und hat die Höhe seiner « Aufwandsentschädigung » für das Ehrenamt eisern bis zum Schluss verschwiegen. Kaum zu glauben auch, dass er nichts hat wissen wollen von all den Schmiergeldzahlungen in seiner Amtszeit. Die ja schon in seiner Zeit als angestellter Generalsekretär unter dem Präsidenten Havelange begonnen haben.
Wenn einer, der für die « Fußballfamilie » gearbeitet hat, von all dem nichts wusste, war er kein fürsorglicher Präsident. Er selber wird sich nicht bedient haben, aber für viele wird er eher Pate als Präsident gewesen sein.
Und dennoch. Blatter hat für den Fußball, das Spiel, einiges bewirkt, was nicht vergessen werden darf. Seine größte Leistung war wohl das Durchboxen der Entscheidung, dass « gleiche Höhe » kein Abseits mehr ist sowie die (schwierige) Definition des passiven Abseits. Dies hat die Möglichkeiten der Offensive revolutioniert.
Zur gleichen Idee, das Spiel schneller und flüssiger zu machen, passte die Entscheidung, den Rückpass zum Torhüter zu verbieten, Und auch die Anweisung, massenhaft Ersatzbälle am Spielfeldrand bereit zu halten, lässt, da das Warten auf die Rückgabe eines auf die Tribüne gedroschenen Balles entfällt, bis zu zwei Minuten reiner Spielzeit gewinnen. Was, übrigens, jeden Leser/Sehrer schmunzeln lässt, wenn es heißt. der Spieler XY habe sich nach Abpfiff den Spielball gesichert.
Oh ja, er war schon pfiffig, dieser Joseph S. Blatter, der sich sein « S » für Sepp in den Pass eintragen ließ, weil ihm das « F » bei John F. Kennedy als Unterscheidungsmerkmal so gut gefiel. Aber spätestens, als er sich für mächtiger als den Papst hielt (« Es gibt mehr Fußballer auf der Welt als Katholiken ») kamen Zweifel auf, ob der Mann aus dem Wallis nicht doch von schleichendem Realitätsverlust befallen sei. Oder von zunehmendem Größenwahn.
Als Blatter noch Generalsekretär war und bei Auslosungen den Zeremonienmeister gab, war er jovial, unterhaltsam, lustig. Als Präsident wandelten sich diese Eigenshaften in Trickserei, Heuchelei, Flunkerei (« keine weitere Amtszeit mehr »). Es ist gut, dass er jetzt zur Vernunft gezwungen wurde.
Rainer Kalb