60 Minuten

Gianni Infantino hat zwei Probleme. Der aktuelle Chef des Fußball-Weltverbandes FIFA muss es schaffen, in einem Jahr als Redner vor Wladimir Putin die Weltmeisterschaft zu eröffnen und nicht, wie beim Confed-Cup, erst nach ihm reden zu dürfen. Und er muss aus dem Schatten von Vorgänger Sepp Blatter treten.

Das ist ihm in der letzten Woche herzzerreißend misslungen.  Infantino (italienisch für kindisch oder kindlich) hat via IFAB einen Luftballon gestartet, den er jetzt neugierig verfolgt, wissen wollend, ob er zerpiekst wird oder platzt oder in den Himmel fliegt.

Der IFAB ist der Regelwächter des Fußballs ; in ihm sitzen vier Briten (die Erfinder des Fußballs) und vier FIFA-Vertreter, darunter der Präsident. Der Präsident will nun, um unsterblich wie seine Vorgänger Havelange und Blatter zu werden, den Fußball revolutionieren. Nicht durch Bestechungsgelder, sondern durch eine radikale Regelreform.

Die besteht im Kern darin, im Fußball die Netto-Spielzeit einzuführen. Sie soll 2 x 30 Minuten betragen. Ist ein Ball im Aus, wird die Uhr angehalten. Sepp Herberger (« Ein Spiel dauert 90 Minuten ») wird in seinem Grabe kreiseln, aber interessiert der Weltmeister-Trainer von 1954 noch Infantino ?

Der Vorschlag ist perfide. Statt auf das Feld starren wir in Zukunft auf die Stadionuhr. Und was wird gewonnen ? Wir haben heute schon den Schiedsrichter, zwei Assistenten, in Europa zwei Torrichter, den Trainer-Aufpasser. Bald kommen zwei Video-Assistenten dazu : macht acht. Und jetzt noch zwei Zeitnehmer ? 

Fehlt nur noch, dass die FIFA die Mannschaftsstärke auf neun Spieler absenkt (flüssigeres Spiel, mehr Erholungspausen für die Profis) und wir haben mehr Funktionäre rund um ein Match als Spieler in einer Mannschaft.

Wenn etwas diskutiert werden müsste rund um die Fußball-Regeln, dann der Platzverweis auf Zeit (zehn Minuten) nach einer Gelben Karte. Beim derzeitigen Zustand profitiert ja nicht der aktuelle Gegner von einem groben Foul sondern nur ein zukünftiger nach fünf Verwarnungen.  

Wenn Schiedsrichter heute schon die Regeln konsequent anwenden würden (jede Auswechslung bedeutet 30 Sekunden Nachspielzeit), Verletzungen, Simulieren, Zeitspiel konsequent oben drauf geben würden, kämen wir jetzt schon auf über zehn Minuten Nachspielzeit (beide Halbzeiten zusammengefasst.) 

Infantino-Vorgänger Blatter hat ja schon den Begriff « Spielball » lächerlich gemacht (es gibt inzwischen rund ein Dutzend Spielbälle), er hat die Abseitsregel ändern lassen (gleiche Höhe) und den Rückpass zum Torhüter verboten. Alles « for the good of the game » - zum Wohle des Spiels. 

Laut der seriösen Datenbank Opta hat der FC Bayern den Ball zuletzt 60 Minuten und 50 Sekunden im Spiel gehalten. Infantinos Plan käme also einer versteckten Preiserhöhung gleich. Und der Fußball bräuchte alles andere als das. Der Fan wird in Zukunft schon hinreichend gemolken. Da sollte ihm das Spiel so erhalten bleiben, wie es ist. Damit Sepp Herberger nicht kreiseln muss.

 

Rainer Kalb

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