Welch eine Farce ! Sepp Blatter ist für alle Fußball-Ämter gesperrt, aber Russlands Präsident Wladimir Putin empfängt ihn in seinen Privatgemächern und Blatter begibt sich als « Privatmensch » ins Stadion ! Auch eine Möglichkeit, die FIFA lächerlich zu machen.
Welch eine Farce ! Der Fußball soll Brücken bauen, aber die «Familie » - klingt im Zusammenhang mit Fußball irgendwie italienisch – vergibt die WM 2026 an die USA, Mexiko und Kanada. Die USA ziehen im Moment Mauern an der Grenze zu Mexiko hoch. Bis vor Kurzem wurden Kinder von ihren Eltern getrennt. Das Freihandelsabkommen mit Kanada ist in Frage gestellt. Wie blauäugig oder geldgierig müssen da Fußballfunktionäre sein, darunter auch die vom DFB, wenn sie eine WM an diese Konstellation vergeben ? Marokko mag nicht der ideale Gegenkandidat gewesen sein, aber es gab schließlich noch die Möglichkeit, einen neuen Ausrichter zu suchen. Na gut, für die Spieler gibt es Flugzeuge, um die Mauer zu überwinden.
Kann ja auch sein, dass die Funktionäre aus 207 stimmberechtigten Verbänden verzweifelt hoffen, dass Trump bei seinem Alter 2026 zumindest nicht mehr Präsident ist und die « Familie » dann mit pompösen Getue die Mauer wieder einreißen kann, damit Fans problemlos hin- und herströmen können – zum Wohle des Fußballs. Wäre doch ein schöner PR-Gag, oder ?
Zum Wohle des Fußballs ? Als sich die « Fédération International des Football Associations » 1904 in Paris in der Rue St. Honoré mit sieben Mitgliedern gründete – Deutschland trat noch am selben Tag telegrafisch bei, da es Reiseschwierigkeiten gab – ging es darum, Länderspiele zu organisieren, nicht Geld zu verdienen. Die Klubs, so es sie denn schon gab, kannten den Begriff « Abstellungsgebühren » nicht. Spieler aus Fürth und Nürnberg, spinnefeind, reisten in getrennten Zugwaggons zu den Länderspielen.
Und heute? Geld, Geld, Geld. Geld bewegt die Welt. Und Eitelkeiten. Infantino weiß nicht, wo er die Knete herbekommen soll, die er als Wahlversprechen ausgelobt hat. Blatter behauptet ernsthaft, er sei bis 2019 amtierender FIFA-Präsident, weil er nie abgewählt worden sei, sondern nur sein Mandat ruhen lasse.
Nachfolger Infantino – eine umstrittene, undurchsichtige Figur – gibt ihm indirekt Recht. Blatter wohnt in Zürich immer noch in einem Haus, das die FIFA (also Blatter) für den Präsidenten (also sich) gekauft hat. Alles zum Wohle des Fußballs.
Rainer Kalb