Das werden brisante Tage für den DFB und der Deutschen liebstes Kind, die Nationalmannschaft. So richtig es war, nach der WM-Pleite keine « Schnellschüsse » abzufeuern, so sehr häufen sich die Termine in diesen Tagen. Gestern Löw und Bierhoff vor Grindel, Rauball und Bundesliga-Chefs, am Freitag vor dem gesamten DFB-Präsidium,, am kommenden Dienstag dann die Bekanntgabe des Kaders für das Pflichtspiel gegen Weltmeister Frankreich – und die Analyse des WM-Debakels für die Öffentlichkeit.
Aber so streng wie versprochen hält sich der DFB an die Geheimhaltung nicht. Präsident Reinhard Grindel hat schon in einer Boulevardzeitung ausgeplaudert, was ihm alles nicht passt. Er möchte, dass Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff, gleichzeitig auch für den in den nächsten Jahren entstehenden Bau der Akademie zuständig, « entlastet » wird.
Als weiteres Thema hat Grindel « Fan-Entfremdung » erkannt. Wohl wahr. Offensichtlich will der Bundestrainer in Zukunft wieder mehr öffentliche Trainingseinheiten abhalten, damit echte Fans nicht nur am Fernseher sehen, dass es eine « Mannschaft » gibt. Auch werden zu hohe Ticketpreise auf dem Prüfstand stehen, zu späte Anstoßzeiten für Kinder und Jugendliche sollten auch auf die Tagesordnung gehören. Es ist schließlich bedenklich, wenn zuletzt einige Länderspiele kein Selbstgänger und nicht ausverkauft waren.
Überlegen muss der DFB auch, weshalb er Karten für Auswärtsspiele nur an Mitglieder des « Fanclubs Nationalmannschaft » abgibt. Wer nicht zahlendes Mitglied im Klub der Jubelperser ist, bleibt draußen vor der Tür.
So weit die organisatorischen Dringlichkeiten. Auf die sportlichen Antworten, die Löw am 29. August geben wird – auch den Betreuerkreis betreffend - darf man gespannt sein. Scheibchenweise jedenfalls wird die Öffentlichkeit alles erfahren, was in Russland passierte und bislang unter der Decke gehalten wurde.
Löw kann froh sein, dass am 27. September die Europameisterschaft 2024 vergeben wird. Die Türkei ist der einzige Gegenkandidat Deutschlands. Und bis dahin hat wohl kein Funktionär und kein Bundesliga-Präsident oder -Manager Lust, Störfeuer zu verbreiten. Sollten die 17 Wahlmänner der UEFA dem DFB die Ausrichtung übertragen, steht allerdings schon der nächste Konfliktpunkt an : Ehrenspielführer Phlipp Lahm soll OK-Chef werden. Lahm hatte sich nach der WM nicht gerade freundlich über Löw geäußert, und der war verärgert. Auf gute Zusammenarbeit !
Rainer Kalb