Es war ein Tabubruch. Aber so tastet sch die Geldgier der Vereine immer mehr nach vorne. Englische Woche – warum nicht. Die Profis müssen da durch. Aber Bundesliga einen Tag vor Heilig Abend ? Das hat es noch nie gegeben.
Die Spieler klagen jetzt schon über zu hohe Belastung. Manche spielen nur mit 80 Prozent ihrer Leistungskraft. Jeder Verein klagt über mehr oder weniger lange Verletzungslisten. Verschleiß. Die Klubs benehmen sich wie Hamster in einem Rad. Die Einnahmen steigen und steigen, aber parallel dazu müssen die Kader vergrößert werden, um Ausfälle zu kompensieren und den Anforderungen gerecht zu werden. Irrsinn !
Es bedarf keiner prophetischen Gaben, um angesichts dieser Entwicklung vorherzusagen, dass die Bundesliga bald dem englischen « Vorbild » folgt und einen Boxing-Day, also einen Spieltag am 2. Weihnachtstag, einführen wird. In diesem Jahr hatten die Menschen (außer Journalisten, Krankenpflegern, Taxi., Bus und Zugführern etc.) Sonntag, Heiligabend, Dienstag und Mittwoch frei. Was liegt da näher, als Langeweile bei gut genährten Menschen anzunehmen, das Bedürfnis nach frischer Luft, die Aussicht auf noch mehr Fernsehgelder, damit die Anstalten nicht ewig « Sissi » wiederholen müssen, sondern frische Ware haben ?
André Breitenreiter, der Trainer von Hannover 96, hat die Rote Grenze schließlich schon verschoben, indem er Training an Weihnachten androhte (AKTUALISIERE IM FALLE DES FALLES ): anordnete. Noch müssen Vereine zu ihrem Unwillen Gesetze befogen, nach denen am Volkstrauertag keine kommerziellen Veranstaltungen stattfinden dürfen. Für das Fest des Friedens und der Besinnung gilt das nicht.
Sollten sich die Terminplander der DFL für den Tabubruch entscheiden, müssten sie allerdings auch die Konsequenzen bedenken. Der nächste Spieltag beginnt am 18. Januar. Das sind 26 Tage Winterpause. Würde die noch einmal um drei Tage verkürzt, wird es nicht mehr lange dauern, bis sie, wie in England, komplett abgeschafft wird.
Das hätte fatale Konsequenzen. Deutschland war in den Europapokalen im Frühjahr auch deshalb immer ziemlich präsent, weil die Spieler eine Winterpause hatten, wo andere europäische Teams durchspielen mussten. Die Integration von Wintertransfers gelang, weil eine Verschnaufpause und dann eine Vorbereitungsphase da war. Mit der Verdichtung des Kalenders im Winter wird der deutsche Fußball an Qualität verlieren und seine Protagonisten an Verletzungen zunehmen. (Stichwort : überspielt sein, Verletzungen aus Ermüdung). Überhaupt : Was ist das für ein Verein, der bis zum 20. Spieltag noch neue Spieler verpflichten darf ? Das hat mit fairem Wettbewerb nichts mehr zu tun. So greift eins ins andere.
Und : Sind auch nicht Profifußballer Menschen, die ein Recht auf Weihnachten haben ? Spiele am 23. Dezember – eine Unverschämtheit der Terminplaner.
Rainer Kalb