Der Ex-Dinosaurier der Fußball-Bundesliga, der Hamburger SV, hat mal wieder für Schlagzeilen in ganz Deutschland gesorgt. Positive, negative , noch kann niemand es wissen. Immerhin : Schlagzeilen.
Und dieses Mal kann niemand die fälschlicherweise als « Lügempresse » beschimpften Medien an den Pranger stellen. Selbst der in den USA ansässige derzeit größte Lügenbaron der Weltgeschichte nach Münchhausen könnte die Fakten nicht leugnen. Der erst 33-jährige Ex-Profi Marcell Jansen (unter anderem bei Borussia Mönchengladbach und natürlich dem Hamburger SV aktiv) wurde mit 799 von 1288 abgegebenen Stimmen zum Präsidenten, also zum Uli Hoeneß des HSV, gewählt. Der Dinosaurier und gewesene Präsident Jürgen Hunke (75) hatte kurz vor der Abstimmung seine Kandidatur zurück gezogen.
Ein Trend, gewiss. Simon Rolffes in Leverkusen, Sebastian Kehl in Dortmund, Stefan Reuter in Augsburg, Hasan Salihamidzic bei den Bayern und Max Eberl, der in Mönchengladbach inzwischen fast schon zum allerdings sehr lebendigen Inventar gehört. Die bewegen was.
Aber eine Zeitenwende ? Die Zeit der jungen Wilden ? Eher nicht. Es gibt immer noch Toni Schumacher, Rainer Bonhof, Rudi Völler sowie den Herrn Rummenigge und Uli Hoeneß – der, siehe obigen Absatz, nicht wenige Ex-Bayern-Spieler mit dem Sinn für Weitervermarktung des Insider-Wissens und Strippenziehen ausgestattet hat. Es gab Klaus Allofs, Wolfgang Overath, Uwe Seeler und andere.
Bleibt die Frage, wie die Bayern den Übergang sehen. Aus dem Ausland betrachtet, sind die Namen bereits Programm. Ein Kahn kommt nur mühsam voran, selbst wenn die Gorch Fock seit Jahren unbeweglich ist. Ein Lahm wird auf den Treidelpfad neben den Kanal verschoben (EM 24-Botschafter), wo er schleppen soll. Langsam, ganz langsam. Beide orientieren sich inzwischen « proaktiv » wie das auf Neudeutsch heißt, in ihren eigenen Firmen. Die beiden sind nicht so langsam wie ihre Namen glauben machen.
Während in Hamburg ein junger Präsident gewählt wird, haben sie in München Zeit – bis sie keine mehr haben. Auch Kahn und Lahm werden explodieren – und « Nein » sagen.
Rainer Kalb