Im Herbst fallen die Trainer

Im Herbst fallen nicht nur die Blätter, sondern auch die Trainer. Nach einem Drittel der Saison sind schon drei von 18 Übungsleitern gefeuert – also ein Sechstel, innerhalb einer Woche im November. Und wie lange Lucien Favre bei Borussia Dortmund nach der Klatsche in München noch weitermacht /-machen darf, sei dahin gestellt. Bekanntlich hatte er bei Hertha BSC Berlin und Borussia Mönchengladbach die Lust verloren und von sich aus die Brocken hingeschmissen.

Niko Kovac hat immerhin über ein Jahr beim FC Bayern werkeln dürfen, hat das Double geholt – und wurde dennoch nach nur einer sagenhaften Pleite gefeuert. Da erinnern sich ältere Sportjournalisten an einen Hoeneß-Ausspruch, sein größter Fehler sei gewesen, Jupp Heynckes zu entlassen – den er Jahre später reumütig und händeringend zurück holte. Das wird bei Kovac nicht passieren, aber trotzdem : ein fader Beigeschmack bleibt.

Noch lächerlicher ist die Entlassung von Achim Beierlorzer beim 1. FC Köln. Der wurde zu Saisonbeginn vom Vorstand als Wundertrainer gepriesen. Hätte seine Elf 1:1 gegen Hoffenheim gespielt, wäre Ruhe im Karton gewesen. Aber dann pfiff der Schiedsrichter in der letzten Minute der Nachspielzeit aufgrund einer Intervention aus dem « Kölner Keller » einen Elfmeter gegen den 1. FC. Und deshalb muss ein Trainer gehen ? Da müsste der Vorstand noch zwei Etagen unter dem Keller bei Wasser und Brot eingekerkert werden.

Schließlich ist dann Sandro Schwarz in Mainz in Ungnade gefallen. Die ewig gleiche Leier : die Ergebnisse stimmten nicht mehr. Dass Fußball nur ein Spiel sei, ist in den heutigen Zeiten eben schon längst nicht mehr richtig. Und deshalb wollen die Mainzer jetzt auch in einen « auswärtigen » Trainer investieren. Nur im eigenen Saft zu schmoren (Klopp, Tuche, Schwarz) ist auch kein Erfolgsrezept mehr.

Fußball ist allerdings nicht nur Geschäft, sondern zum Leidwesen der Trainer auch noch Sport. Und weil Fußball Sport ist, müssen zwei oder drei Mannschaften am Saisonende absteigen. Sicherer wäre der Trainerjob nur, würde es wie in den USA keinen Abstieg geben, und es wäre egal, ob ein Klub Letzter wird oder Meister. Schwerreiche Investoren kaufen sich einen Platz in der Liga und dann wird gekickt. So ähnlich hatte sich ja die UEFA auch das neue Champions League-Format gedacht, ist damit aber bisher krachend gescheitert.

Also müssen die Trainer weiter mit dem Damokles-Schwert des Misserfolges leben und der Gefahr, dass es niedersaust. Dass es Trainer trifft, deren Teams sich in unteren Tabellenregionen bewegen, liegt in der Natur der Sache. Dass es auch Trainer trifft, die um die Meisterschaft mitspielen, sagt mehr über die Maßlosigkeit des Anspruches aus als über die Qualität des Trainers.

Es ist Mode geworden, im Fußball alles statistisch zu erfassen. Ballbesitz, abgerissene Kilometer, Zweikampfbilanz. Es wäre interessant, wenn die Faktenhuber mal herausfinden würden, wie viele Millionen die Vereinsvorstände Jahr für Jahr wegen ihrer Irrtümer, ihrer Ungeduld oder der plötzlichen Unlust an ihrem Spielzeug in den Sand setzen. Und niemand zieht sie dafür zur Rechenschaft. Zur Not lassen sich ja Eintrittspreise oder die für Fan-Trikots erhöhen. Aus der Sicht der Gefeuerten jedenfalls ist es kein Wunder, dass die Trennungen immer « einvernehmlich » erfolgen. Um mit Max Merkel selig zu sprechen : « Hauptsache, die Marie stimmt ».

 

Rainer Kalb

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