Am Mittwoch spielen sie wieder, die Nachwuchstalente des FC Bayern. Junioren-Champions League heißt der Wettbewerb, und er ist einer zu viel. Nicht, weil der FC Bayern mit zwei Niederlagen, darunter einem 0:6 in Manchester, in den Wettbewerb gestartet ist. Sondern weil er die Spieler überlastet.
A-oder B-Jugend Bundesliga, Bayerische Auswahl, Nachwuchs-Nationalmannschaft des DFB, jetzt noch Champions League, dazu die Schule – die Spieler des Trainingszentrums der Bayern haben jetzt schon einen getakteten Tagesablauf von 8.00 Uhr bis 21.30 Uhr. Leiter Wolfgang Dremmler: „Da bleibt für einen Restaurant- oder Kinobesuch mit Freundin kaum Zeit.“
Ein weiterer Punkt ist die Schule. Die Fehlzeiten sind jetzt schon hoch; wenn 18 weitere Tage dazu kommen... Es geht ja auch um Trainingseinheiten die ausfallen. Dremmler: „Wenn Klausurwochen anstehen, bekommen wir die Spieler sowieso nicht frei. Dann fehlen eben Leistungsträger.“
Um so brennender stellt sich die Frage, weshalb sich der FC Bayern die Junioren-Champions League überhqaupt antut. Die Antworten sind sportpolitischer, nicht fachlicher Art.
Vor zwei Jahren haben zwei britische Privatleute eine Privatrunde für Nachwuchsmannschaften ins Leben gerufen. UEFA-Präsident Michel Platini war es ein Dorn im Auge, dass nicht der Verband, sondern Außenstehende mit dem Fußball Geld verdienen sollten. So waren ja schon die Einführung des Europapokals der Landesmeister, des UEFA-Pokals und der Champions League immer Reaktionen auf Privatinitiativen gewesen.
Die Junioren-Champions League wurde übers Knie gebrochen. Die Koppelung an die Spieltermine der Champions League ist fragwürdig, das Teilnehmerfeld auch. Niemand sagt, dass ein CL-Teilnehmer auch über eine gute Nachwuchsmannschaft verfügt. Der Deutsche Meister VfL Wolfsburg beispielsweise ist überhaupt nicht vertreten.
Aber ohne die Lokomotive Deutschland wäre der Zug gar nicht abgefahren. Andere Länder haben keine Leistungszentren und Ligabetrieb im nationalen Bereich. Für sie sind die CL-Spiele willkommene Spielpraxis. Und dem Vorwurf mangelnder europäischer Solidarität wollten sich weder Karl-Heinz Rummenigge, der Präsident der europäischen Klubvereinigung, noch Wolfgang Niersbach, der DFB-Präsidnet, aussetzen – zumal die Wahl von Niersbach in die UEFA-Exekutive unmittelbar bevorstand.
Jetzt also wird im November Bilanz gezogen. Eins steht schon: Falls der Junioren-Wettbewerb überleben soll, muss es zu erheblichen Änderungen in Sachen Flexibilität kommen – und die Veranstaltung vielleicht ihren hochtrabenden Namen Champions League sausen lassen.
Rainer Kalb