Watzke gegen Rummenigge

Hans-Joachim Watzke, der Geschäftsführer von Borussia Dortmund, ist ja immer für Ideen gut, mit denen er den FC Bayern ärgern kann, was umgekehrt auch gilt.

Insofern ist die Retourkutsche aus Westfalen auf die Reus-Attacke von Rummenigge nicht frei von westfälischer Geduld, Verschmitztheit und mittelfristiger Strategie, die dem assoziierten Bayern, aber gebürtigem Westfalen Rummenigge, wie bewiesen, auch nicht fremd ist.

Das Supercup-Finale für lange Zeit  in das Reich eines Brause-Königs nach Leipzig zu verlegen, das würde den Plänen des FC Bayern diametral entgegen laufen. Schön ein Anti-Reus-Stöckchen in die Speichen geschoben.

Der FC Bayern möchte ja, wie viele andere Länder es auch machen, dieses Supercup-Finale ins Ausland verlegen. Paris St. Germain hat beispielsweise in Peking gegen EA Guingamp durch zwei Tore von Zlatan Ibrahimovc mit 2:0 gewonnen. Was wäre ein Treffen Bayern – Dortmund in den USA wert gewesen? Um den Supercup, statt Weltmeister nur zehn Minuten in einem Jux-Spiel  zu zeigen?

Bayern will kein Turnier in der Provinz haben, wie der Telekom-Cup zeigt, dessen Spielzeit mal eben auf 60 Minuten verkürzt wurde. Sorry Hamburg. Den überall überbuchten FC Bayern interessiert nicht mehr die Provinz Bamberg und Koblenz, wie einst beim Fuji-Cup, um den Fans nahe zu sein. Sie interessiert nicht Hamburg und Leipzig, sondern nur noch die Welt. Das hat Watzke mit seinem Vorschlag messerscharf erkannt.

Die Spiele gegen Aufsteiger Paderborn (nahe Lippstadt, der Heimat von Rummenigge) hat der Rekordmeister vermutlich schon als „verlorene Zeit“ abgetan. Ein Spiel in Katar wäre  vermutlich lukrativer als die Rückkehr in die Heimat. Immerhin hat Paderborn wenigstens Nixdorf, jetzt Bertelsmann, Miele, Oetker und Co. einen Flughafen; da können die Bayern per Charter schnell wieder weg. Dortmund kann mit dem Bus anreisen. Wenigstens ein kleines Plus im finanziellen Fair Play.

Heute muss alles global werden. Märkte, Fernsehrechte, Zuschauerzahlen. Deshalb ist der Vorstoß von Watzke, den Supercup in die Provinz zu verlegen, ein Anti-Bayern-Vorschlag. Was, nach Rummenigges Plauderei über den Reus-Vertrag, als Konter menschlich und geschäftlich verständlich ist.

Gott sei Dank halten DFL und DFB noch die Hand über den Supercup. Sonst würden die beiden  zerstrittenen Vereine gewiss zwei Fernsehanstalten zur Übertragung anheuern – WDR und BR. Und Sky müsste den Schiedsrichter spielen.

Klar, dass beim dritten Mal Bayern – Dortmund Langeweile aufkommt. Aber im kleinen Leipzig die Karten  noch einmal verknappen?

Dann doch lieber auf andere Kontinente, um das deutsche Wesen nicht nur alle vier Jahre in die Welt hinaus zu tragen. Und mit Weltmeistern, die nicht nur zehn Minuten spielen, weil es um keinen Titel geht.

Auch wenn es weh tut, Herr Watzke. Der Supercup der Bundesliga gehört in die Welt, nicht in die Provinz.

 

Rainer Kalb

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