Das italienische Sommermärchen

Verzauberte Nächte / einem Tor hinterher / unter dem Himmel / eines italienischen Sommers.

25 Jahre ist das nun am Mittwoch her, dass Deutschland mit dieser WM-Hymne von Gianna Nannini Weltmeister wurde. Da werden Erinnerungen wach. Nicht von den Bildern, die jeder kennt, vom versonnen schlendernden Beckenbauer, von Brehmes Elfmeter im Finale und der Frage, weshalb er statt Matthäus ihn geschossen hat.

Da fallen einem Bilder wieder ein, die man nur als Nationalmannschaftsreporter erleben durfte. Weil damals noch Nähe zur Mannschaft möglich war.

In Kaltern, wo die Nationalmannschaft damals ihr Trainingslager aufschlug, hatten die örtlichen Winzer trotz aller Konkurrenz extra gemeinsam einen Nationalmannschaftswein gekeltert. Schon damals musste der mit schwarz-rot-goldenem Etikett verzierte Tropfen rasch getrunken werden. Ich glaube, die Erinnerungsflasche bleibt auch die nächsten 25 Jahre lang geschlossen.

Die Journalisten durften noch jedes Training beobachten, und obwohl sie  nicht mehr mit der Mannschaft wohnten, waren sie hautnah dabei.  Was war das für ein Gejohle, als beim Training ein Spieler eine Verletzung simulierte, der Physiotherapeuth Adolf Katzenmeier herbei eilte und aus seinem – zuvor von der Mannschaft heimlich vertauschten – Verbandskoffer ein Kaninchen hoppelte!

Was war das für ein Gejuchze, als die Spieler einem steckten, dass sie am Abend zuvor rund um den tief schlafenden Bundes-Torwarttrainer Sepp Maier Kerzen aufgestellt und angezündet hatten, dann einen Art gregorianischen Choral anstimmten und der so aus dem Schlaf gerissene arme Sepp zunächst verwirrt glaubte, er träume und befinde sich in einer Friedhofskapelle...

Was waren das für Storys, wenn Lothar Matthäus auf dem Trainingsplatz Rudi Völler beschimpfte, weil der ihm einen Ball nicht zugespielt hatte und Völler, schon damals zum Jähzorn fähig, zurück brüllte: „Erzähl das deiner Klobrille!“

Unvergesslich auch, wie Dietmar Artzinger-Bolten, damals Präsident des 1. FC Köln,  ins Quartier der Nationalmannschaft (!) zu einer Vereins(!)-Pressekonferenz einlud, um die Entlassung von Trainer Christoph Daum zu verkünden. Der Bild-Reporter hielt die Einladung zur PK für einen verspäteteten Karnevalsscherz und schleuderte seinem Chef entgegen: „Ich gehe nur unter Protest dahin!“ Teamchef Franz Beckenbauer schäumte vor Wut über die Kölner Eigenmächtigkeit.

Damals konnten in den langen Wochen des Zusammenseins noch gemeinsame Scherze organisiert werden.  So wurde eine falsche Agenturmeldung fabriziert, der zu folge der damalige Ersatztorhüter Andreas 

Köpke, der in Nürnberg unter Vertrag stand, zu einem damals hoch im Kurs stehenden italienischen Verein wechseln würde. 

Als der Zettel mit den zum Pressegespräch gewünschten Spielern schon bei Pressesprecher Wolfgang Niersbach abgegeben war – der ebenso wie Köpke eingeweiht war – ging ein „Kollege“ auf den Journalisten aus Nürnberg zu, hielt ihm die gefälschte Meldung unter die Nase und fragte scheinheilig: „Du, stimmt das, was die Agentur da schreibt? Müsstest Du doch wissen.“ Der Nürnberger Kollege wurde bleich, hetzte hinter dem heutigen DFB-Präsidenten her und flehte: „Ich brauch unbedingt noch den Andy!“  Der kam dann auch noch und bestätigte den Transfer mit den üblichen Floskeln („neue Herausforderung, sportliche Weiterentwicklung“). 

Bevor der gute Mann sich dann aber an den Laptop setzte, bebend vor Wut, dass er von dem Transfer nichts mitbekommen und ihm „sein“ Andy vorher nichts verraten hatte, wurde er aufgeklärt. Er schwor „Rache“ noch während der WM.

Tja, das waren trotz aller Arbeit noch entspannte Zeiten...

 

Rainer Kalb

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Weiterhin werden regelmäßig Spiele im TV geschaut und einmal im Jahr findet das große Sommerfest / Saisonabschlussfest statt.

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