Marco van Basten war, das darf so geschrieben werden, ein Traum von einem Stürmer. Jeder, der vor 1980 geboren wurde, erinnert sich noch an das sagenhafte Tor des Niederländers im EM-Finale 1988 in München gegen die damals noch existierende Sowjetunion.
Leider, ach leider, gehen bei dem begnadeten Fußballer Spielintelligenz und Fußball-Intelligenz weit auseinander. Zwar hat er vom neuen FIFA-Präsidenten den Job eines « Technischen Direktors » zugeschustert bekommen, aber die bislang veröffentlichten Vorschläge zur Verbesserung des Spiels sind überwiegend – es muss so deutlich gesagt werden – Schwachsinn.
Aufhebung des Abseits : Als die ersten Fußball-Regeln 1863 eingeführt wurden, gab es noch kein drei Jahre später eingeführtes und seitdem mehrfach modifiziertes Abseits. Stattdessen waren nur Rückpässe erlaubt, um zu verhindern, dass sich ein Horst Hrubesch oder Gerd Müller vor den gegnerischen Torwart pflanzen, um auf lange Bälle zu warten. Will der Ex-Stürmer van Basten auf seine alten Tage noch einmal in China aktiv werden, um sich dort ohne laufen zu müssen vor dem gegnerischen Torhüter auszuruhen ?
Maximales Foulspiel : Pro Spieler oder pro Mannschaft ? Welche Strafe bei Überschreitung ? Blaue Karte, Punktabzug ? Wer soll die Liste über 28 Spieler führen ? Der Schiedsrichter ? Und das Publikum wird bei jedem gepfiffenem Foul im Mittelfeld, das bislang achselzuckend zur Kenntnis genommen wird, aufjaulen.
Shoot-Out statt Elfmeterschießen ? Anlauf aus 25 Metern, acht Sekunden Zeit. Noch zwei Linien mehr auf dem Feld. Wer misst die acht Sekunden ? Der Schiedsrichter ? Der sollte sein Auge auf den Schützen und den Torhüter werfen, nicht auf den Chronometer.
Die letzten zehn Minuten « echte » Spielzeit. Dann braucht es auch in der Kreisliga und in Afrika richtig gehende Uhren und Zeitnehmer, die zu den sechs Schiedsrichtern in der Champions League noch hinzukommen. Mehr Schiedsrichter als Spieler einer Mannschaft ist auf Dauer natürlich auch eine Lösung für Funktionäre, die es als Profi nicht geschafft haben. Gibt es nicht schon die Nachspielzeit mit vorgeschriebenen 30 Sekunden pro Auswechslung ? Man muss sich nur an die Regeln halten.
Der einzig sinnvolle Vorschlag von van Basten ist es, anstatt einer Gelben Karte einen Platzverweis über fünf oder zehn Minuten auszusprechen. Das würde dem Gegner sofort helfen und nicht einem kommenden Widersacher der bestraften Mannschaft. Im deutschen Amateurfußball ist dies teilweise schon ausprobiert worden. Der Profifußball hat durch die medizinischen Abteilungen protestieren lassen. Hochgezüchtete Rennpferde würden bei so langer Auskühlphase verletzungsanfällig.
Und wenn man die Lümmel einfach wie Ersatzspieler am Spielfeldrand traben lassen würde ? Aber dann würde ja, wegen der Pfiffe der gegnerischen Fans, die « Menschenwürde » verletzt.
Rainer Kalb